Belgrad - Das Oberste Gericht Serbiens hat am Dienstag einen im Dezember 2007 vom Belgrader Kriegsverbrechergericht verkündeten Freispruch für einen ehemaligen Angehörigen der albanischen "Befreiungsarmee des Kosovo" (UCK) außer Kraft gesetzt und ein neues Gerichtsverfahren angeordnet. Das Gericht reagierte damit auf den Einspruch des Sonderstaatsanwaltes für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic, der gegen Fehler in der Feststellung des Tatbestands berufen hatte.

Dem 48-jährigen Sinan Morina war angelastet worden, zusammen mit weiteren 34 UCK-Angehörigen im Juli 1998 an der Vertreibung, Festnahme, Folter und Ermordung von serbischen Zivilisten in der Kosovo-Gemeinde Orahovac beteiligt gewesen zu sein. Morina soll laut Anklage am 18. Juli 1998 siebzehn gefangen genommene serbische Zivilisten mit einem Lkw zunächst in das Dorf Zociste und daraufhin weiter ins Dorf Samodreza transportiert haben. Dort wurden sie alle von UCK-Angehörigen ermordet. Ihre Leichen wurden im April 2005 in der Grotte Volujak bei Klina im West-Kosovo entdeckt.

Im Laufe des Prozesses vor dem Belgrader Kriegsverbrechergericht wurde Morina allerdings von keinem der 20 Augenzeugen belastet.

Morina wurde im Dezember 2006 in Montenegro festgenommen und an Belgrad überstellt. Seine Familienangehörigen behaupteten daraufhin, dass er sich während des Kosovo-Krieges (1998-99) gar nicht in der Provinz, sondern in Deutschland aufgehalten habe. Der Kosovo-Albaner dürfte sich derzeit dem Zugriff der serbischen Justiz entziehen. (APA)