Washington - Multitasking wird heute in nahezu jeder Stellenausschreibung vorausgesetzt. Ein unverzichtbarer Schritt auf dem Weg zu höchster Effizienz - meint man. Wissenschafter der Stanford Universität im kalifornischen Palo Alto fanden nun jedoch heraus, dass der Einsatz jener hochgelobten Fähigkeit des Vieles-zugleich-Tuns auch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann.

Wie im US-Fachjournal PNAS beschrieben, ließ das Forscherteam zwei Gruppen von insgesamt 262 Studenten bestimmte Wahrnehmungsaufgaben lösen. Eine der Gruppen setzte sich aus Personen zusammen, die zahlreiche Medien wie etwa E-Mail, Telefon, Fernsehen und Radio gleichzeitig nutzen, die andere bestand aus weniger ausgeprägten Multitaskern.

Dabei zeigte sich, dass es Probanden der ersten Gruppe weitaus schwerer fiel, unwichtige Einzelheiten aus einem breiten Informationsfluss herauszufiltern, ganz egal, ob die Daten aus der Umwelt oder aus dem eigenen Gedächtnis stammten. Darüber hinaus hatten sie mehr Probleme damit, zwischen verschiedenen Aufgaben umzuschalten: Sie reagierten deutlich langsamer als ihre Kollegen.

Es scheint, als gelänge es jenen besser, ihre Aufmerksamkeit zu konzentrieren und Ablenkungen zu widerstehen. Unterschiede im Zusammenhang mit dem Geschlecht der Untersuchungspersonen wurden nicht festgestellt.

Die Studie konnte jedoch nicht definitiv klären, ob intensives Multitasking tatsächlich die Unterschiede in den kognitiven Fähigkeiten bedingt oder aber die vorhandenen kognitiven Strukturen zu einem gewissen Mediennutzungsverhalten führen.

Außerdem hielten die Wissenschafter fest, dass Multitasking nicht nur negative Konsequenzen haben muss. In zukünftigen Untersuchungen könnte man durchaus auf nützliche Faktoren stoßen. So haben etwa Multitasker die Möglichkeit, durch ihren weiten Horizont auf Informationen zu stoßen, die zwar von ihrer momentanen Aufgabe abweichen, aber später nützlich sein werden.

Derartige Daten entgehen hingegen Personen, die nur eine Quelle nutzen und ausschließlich auf diese fixiert sind. (Natalie Bachl/DER STANDARD, Printausgabe, 25. 8. 2009)