Die BistroBox kommt in Kürze auf den Markt.

Foto: Bistrobox

Ein Pizzastück soll zwischen 2,50 und drei Euro kosten.

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Die BistroBox-Gründer Jürgen Traxler, David Kieslinger, Klaus Haberl und Rene Prösser (v.l.n.r.)

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In einem Automaten finden 250 Stücke Platz.

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"Ja", behauptet Jürgen Traxler, Pizza könne er noch essen. Und das obwohl er in den letzten Monaten Hunderte verschlungen hat. Zum Testen. Jürgen Traxler ist Teil des vierköpfigen BistroBox-Teams. Einem Unternehmen aus Oberösterreich, das mit einem neuen Produkt am Fast Food-Markt reüssieren will. Die Bistro-Box ist ein Automat mit einem integrierten Hochleistungsofen, der auf Knopfdruck Pizzen rauswirft. Eigentlich handelt es sich um Pizzastücke mit einer Größe von zwölf mal 20 Zentimetern. Vier Geschmacksrichtungen sind geplant. Der Preis soll "je nach Standort" zwischen 2,50 und drei Euro variieren.

Vorlesung als Initialzündung

Die Geschäftsidee, erläutert Traxler im Gespräch mit derStandard.at, ist vor drei Jahren im Rahmen einer Marketing-Vorlesung an der FH Wels entstanden. Zuerst wollte man einen Automaten, der frisches Gebäck liefert, konzipieren. "Mit Semmeln, die 30 oder 40 Cent kosten, lässt sich aber kein Geld verdienen", sagt der Oberösterreicher. Mit Pizzen habe man eine andere Gewinnspanne. Außerdem, so Traxler, habe sich bei Marktforschung herauskristallisiert, dass die italienische Spezialität das Wunschprodukt sei, wenn es um schnelle Nahrungsaufnahme gehe. Die Idee wurde dann in weiteren Vorlesungen verfeinert.

Investor und Förderung

Mittlerweile haben die BistroBox-Erfinder die FH abgeschlossen und ihr Produkt im Jänner patentieren lassen. "1,2 Millionen Euro würde das Projekt kosten. Von der Idee bis zur Serienfertigung", rechnet Traxler vor, "wenn man Personalausgaben etc. normal verrechnet". Das nötige "Kleingeld" für die Entwicklung kommt von einem Investor, den die vier Gründer an Land ziehen konnten. Finanziell wird die Firma weiters von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft unterstützt.

Eineinhalb bis zwei Minuten Backzeit

Der "Knackpunkt" bei der Konstruktion des Automaten war der Ofen selbst, erzählt der Gründer. Weil der Faktor Zeit die entscheidende Rolle spiele: "Leute würden maximal zwei bis drei Minuten auf das Produkt warten, bis es herauskommt." Herkömmliche Öfen bräuchten im Schnitt sechs Minuten. "Nach fünf bis sechs Monaten hatten wir ein Gerät, das die Margherita in 90 Sekunden und die Schinken oder Salami Pizza in 120 Sekunden backen kann." Nachdem das "Herzstück" der BistroBox perfektioniert war, habe man mit dem Rest begonnen, wie Kühlzelle oder Roboter. Traxler: "Von unserer Ausbildung her können wir sehr viel selber machen." Über ein Förderprogramm habe man aufs restliche Know-how zugreifen können.

Serienproduktion 2010

Nach vielen Monaten des Herumexperimentierens ist der Prototyp fertig, berichtet er stolz. Er soll in Kürze erstmalig aufgestellt werden. Und zwar an der FH Wels; wo vor drei Jahren alles begann. Vom "guten Testmarkt", wo täglich rund 800 Personen verkehren, erwartet er sich wichtige Erkenntnisse: "Wir können schauen, ob das Prinzip funktioniert." Notfalls werde es Adaptierungen geben. "Im ersten Quartal 2010 wollen wir fünf weitere Automaten herstellen", skizziert er den Geschäftsplan. Die serielle Produktion sollte sich dann im zweiten oder spätestens dritten Quartal des nächsten Jahres ausgehen, hofft Traxler.

Anfragen gebe es bereits: "Wir würden schon gerne starten, müssen die Leute aber noch vertrösten." Erst wenn alles hundertprozentig funktioniere, könne die BistroBox bestellt werden. Denn plötzlich auftretende technische Probleme könnten schon der Anfang vom Ende sein.

Geschmack ausgetestet

"Für die Entwicklung haben wir 1.000 Pizzen gebraucht", sagt Traxler. "Ein ordentlicher Verschleiß." Geschmacklich, versichert er, sei das Produkt "sehr, sehr gut". Das hätten unzählige Testpersonen bestätigt: "Bis jetzt haben wir nur positives Feedback bekommen." Die Pizzastücke wurden extra an die Form des Ofens angepasst. Im Geschäft sei man hier mit "Österreichs größtem Pizzahersteller". Aufgestellt werden könnten Bistro-Boxen zum Beispiel in Unis oder in größeren Betrieben, so die Hoffnung.

Automaten gegen Miete

Der Business-Plan sieht vorerst vor, die Automaten nicht zu verkaufen. Um Skeptiker von einem neuen Produkt zu überzeugen, habe man sich für folgenden Vertriebsweg entschieden: "Wir finanzieren den Automaten vor und verlangen eine monatliche Miete. Beziehungsweise wir erhalten von jedem verkauften Stück Pizza einen Beitrag." Das finanzielle Risiko für potenzielle Automatenbetreiber soll sich somit in Grenzen halten. Um neben den finanziellen auch die zeitlichen Investitionen zu minimieren, ist die BistroBox mit einer "intelligenten Steuerung" ausgestattet: "Pizzen werden automatisch nachbestellt, bevor sie ausverkauft sind." Über eine Serverplattform seien alle Infos jederzeit verfügbar.

Transparenz

Beim Bestellvorgang selbst soll quasi ein "Erlebnisfaktor" mit im Spiel sein. Deswegen betont Traxler, habe man bei der Konstruktion großen Wert aufs Design gelegt. Eine Industriedesignerin und eine Werbeagentur wurden zu Rate gezogen. Ein Teil der Automatenfront ist aus Glas. Im Sinne der Transparenz: "Kunden sollen reinsehen und haben beim Bestellen eine Art von Unterhaltung." Außerdem könnten sie sich vergewissern, dass alles absolut hygienisch über die Bühne gehe.

Italien als Vorreiter

Auf die Idee, Pizza via Automaten unters Volk zu bringen, sind auch schon andere gekommen. Komplett revolutionär ist die BistroBox nicht, räumt Traxler ein. Die "Konkurrenzanalyse" habe ergeben, dass im Pizzaland Italien Automaten seit rund einem Jahr erhältlich sind. Allerdings konzentrierten sich diese auf den amerikanischen Markt. Außerdem sei man in puncto Technologie schon jetzt einige Schritte voraus. "Bei uns haben 250 Pizzen Platz. Beim italienischen Modell sind es nur 100." Nach der Etablierung in Österreich sollen BistroBoxen schon bald internationales Terrain erobern. Potenzial identifizieren die Welser genug: "Sonst gibt es nur einen Automaten in Tschechien und ein paar in der Schweiz. In Deutschland steht noch kein einziger."

Die vier Gründer sind "im Schnitt 25 Jahre alt", wie Traxler es formuliert. Dass sich der lange Atem einmal in Bares verwandelt, davon ist er überzeugt: "Wir glauben fest daran, dass es irgendwann einmal funktionieren wird." Viel Geld hat er bis jetzt noch nicht gesehen: "Wenn wir als Diplomingenieure bei einer Firma angefangen hätten, würden wir mehr verdienen." Aber das wäre "nur halb so spannend", so der Jungunternehmer. (Oliver Mark, derStandard.at, 25.8.2009)