Salzburg - Seit 21 Jahren liegen sie im Windschatten der Salzburger Festspiele und werden nur am Rande wahrgenommen, obwoghl die seit vier Jahren von Cellist und Dirigent Heinrich Schiff geleiteten Musiktage Mondsee zentrale Beachtung durchaus verdienen würden. Das diesjährige Kammermusikfestival im 30 Kilometer von Salzburg entfernten Schloss Mondsee bietet Kammermusik vom Feinsten, gespielt von Musikern wie Gidon Kremer, Lars Vogt, Till Fellner, Stefan Vladar, Isabelle van Keulen oder Heinrich Schiff selbst.

"Natürlich braucht es die Musiktage Mondsee eigentlich gar nicht. Es gibt ohnehin viel zu viele Festivals", so Schiff im APA-Gespräch nicht ohne Selbstironie. "Aber erstens gibt es hier allerhöchste Qualität und zweitens ist es so unglaublich schön hier, direkt vor meiner Haustüre (Schiff lebt in Unterach am Attersee, Anm.). Daher konnte ich diesem Angebot kuratorischer Selbstverwirklichung einfach nicht widerstehen."

Konzept

Inhaltlich sind die Musiktage Mondsee kein Konzeptfestival, wie Schiff beteuert. "Ich finde es toll, was die Salzburger Festspiele tun, wie sie Beziehungen herstellen zwischen Komponisten oder Genres. Aber Mondsee ist ein Musikerfestival. Wir können so wenig Gage zahlen, dass wir die Musiker im Gegenzug spielen lassen, was sie wollen. Das hat den Vorteil, dass bei uns nur Werke zu hören sind, die wirklich gut geprobt sind und für die die Künstler brennen."

Und das für wenig Geld. Die Eintrittspreise für die neun Kammerkonzerte von 29. August bis 6. September bewegen sich zwischen 20 und maximal 40 Euro, und "dafür fahren die Zuhörer nicht selten eigens aus der Schweiz, München oder Ostösterreich an den Mondsee. Nur ein kleiner Teil kommt aus Salzburg, Überschneidungen mit dem Publikum der Festspiele gibt es so gut wie nicht", erläuterte Geschäftsführerin Kristel Josel, die über ein nur geringfügig mit Subventionen aufgebessertes Gesamtbudget von 160.000 Euro verfügt.

Programm

Im Programm gibt es Werke von Bach, Haydn, Schubert, Schostakowitsch, Brahms, Beethoven, Mendelssohn, Strawinski, Weber, Bruch, Liszt, Mozart oder Ravel. Daneben will sich Schiff der Moderne nicht verschließen und präsentiert in kleinerem Ausmaß Werke von Komponisten wie Arenski, Gielen, Enescu, Litwin, Martinu oder sogar die Uraufführungen zweier Auftragswerke von John Casken und Peter Ruzicka.

"Wenn man halbwegs geschickt ist, dann kann man bei den Salzburger Festspielen kaum etwas falsch machen. Die Leute kommen in eine Nono-Oper und sind begeistert, weil es zum guten Ton gehört, begeistert zu sein. Was soll da schon groß schief gehen? Aber in Mondsee weht programmatisch ein rauerer Wind. Da ist brutaler Markt angesagt. Selbst unsere Uraufführungen sind kein gesellschaftliches Ereignis. Die Leute kommen explizit nur dann, wenn sie die angebotenen Werke hören wollen", so der 58-jährige Cellist, der in den vergangenen Jahrzehnten auch als Dirigent von Orchestern in Newcastle, Kopenhagen, Winterthur, dem SDR Stuttgart, dem Linzer Bruckner Orchester oder dem Wiener Kammerorchester Aufsehen erregt hat. (APA)