Das deutsche Wort verrät eigentlich alles: Abfertigungsgebäude. Im Englischen ("Terminal") stellen sich Assoziationen mit dem Tod ein: Wenn eine Krankheit als terminal gekennzeichnet wird, ist dem Patienten nicht mehr zu helfen.

Hilflos und abgefertigt fühlen sich täglich Millionen von Flugpassagieren auf den Terminals dieser Welt. Manche aber lieben Flughäfen als "Orte natürlichen Dramas", wo sich "alle wichtigen Themen unserer modernen Zivilisation wie Globalisierung, Technik, Umweltschutz und Konsumgesellschaft" manifestieren. Der da so hochfliegend formuliert, ist Bestseller-Autor Alain de Botton (Die Kunst des Reisens). Er verbringt gerade eine Woche im Terminal 5 des Londoner Großflughafens Heathrow und schwärmt: "Ich hätte das auch umsonst gemacht."

Die Frage stellt sich nicht. Heathrow-Betreiber BAA hat den gebürtigen Zürcher als Betriebsschreiber angeheuert. Dem Vernehmen nach kassiert de Botton (39), Vater zweier Söhne, mindestens 29.000 Euro für ein "essayistisches Buch" über den bei vielen seiner Fluggäste (67 Millionen im Jahr) verhassten Schmuddel-Moloch.

BAA hat gute PR nötig: Die Tochterfirma des spanischen Ferrovial-Konzerns steht seit Jahren in der Kritik, zuletzt geriet die Eröffnung von T 5 im März 2008 zum Fiasko. Binnen Stunden waren zehntausende von Koffern verschwunden, der Flugplan auf Wochen obsolet.

De Botton wurde völlige Freiheit zugesichert, auch über die hässlichen Seiten zu schreiben, aber er gilt als Spezialist für schöne Worte. Seine Bücher Trost der Philosophie und Versuch über die Liebe bringen manche Kritiker zum Schwärmen, andere finden ihn wichtigtuerisch und banal. Fürs jüngste Opus saß der Schweizer bereits tagelang im Terminal und stand nachts auf einer der Betonpisten. Und er sprach mit Willie Walsh, dem Chef von British Airways, dessen Airline exklusive Nutzerin des Terminals 5 ist.

Walsh, schwärmt de Botton, habe "inspirierende Gelassenheit" über den Zustand seiner Firma demonstriert - auch angesichts der Millionenverluste seiner Airline. Philosophische Gelassenheit sei dagegen "nicht so mein Stil", gesteht de Botton. Das ist wiederum eine Anspielung auf eine Episode, die der Autor gern ungeschehen machen möchte. "Ich werde Sie hassen bis ans Ende meiner Tage", sagte er kürzlich zu einem Kritiker, der sein jüngstes Buch verrissen und ihn als Snob bezeichnet hatte. Ein bisschen PR für sich selbst kann dem Heathrow-Poeten also auch nicht schaden. (Sebastian Borger, DER STANDARD - Printausgabe, 24. August 2009)