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Im Juli 2007 wurden in Guatemala-Stadt die Winterspiele 2014 vergeben. Salzburg hatte gegen Sotschi das Nachsehen, wie schon gegen Vancouver, das 2010 veranstaltet. Burgstaller, Jungwirth und Wallner (re.) hofften vergeblich auf Olympia.

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Wien/Salzburg - Die Geschichte beginnt mit dem Bericht des Salzburger Landesrechnungshofs im August 2008. Er schreibt von einem "Darlehen", das die Salzburger Winterspiele GmbH dem Olympiaförderverein (Präsident: ÖOC-Präsident Leo Wallner) im Februar 2007 gewährt habe. Der Olympiaförderverein, so der Landesrechnungshof, habe von den 300.000 Euro der GmbH nur 150.000 zurückgezahlt. 150.000 seien offen. Seither machte diese Zahl Karriere.

Das hängt auch damit zusammen, dass im Herbst 2007 die erfolglose GmbH mit einem Defizit liquidiert wurde. Die Gesellschafter, im Wesentlichen Stadt und Land Salzburg, mussten es ausgleichen. Das schmerzt (wahlkämpfende) Politiker, also drängten Bürgermeister Heinz Schaden und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller darauf, das Finanzloch möglichst klein zu machen. Irgendwie.

Der Förderverein überwies der GmbH freiwillig", wie Wallner und der Ex-Generalsekretär Heinz Jungwirth behaupten, 100.000 Euro. Offenbar war der Verein noch liquid. Damit nicht genug, spendete Wallner den bedürftigen Salzburger Politikern noch 50.000 Euro aus der ÖOC-Schatulle.

Macht insgesamt 150.000 Euro, also die Hälfte der ominösen Überweisung aus. Hat mit ihr aber, so Wallner/Jungwirth und Lobbyisten-Koordinator Erwin Roth, nichts zu tun. Roths Zahlung an Mayer (290.000) lag nah an dem 300.000-Euro-Zirkel zwischen Salzburg GmbH, Förderverein und Audi, eine kausale Folge ist nicht ersichtlich.

Die Geschäftsführer der Salzburger GmbH behaupten, es habe sich um ein Darlehen gehandelt, das der Verein unvollständig zurückzahlte. Die Diskussion klingt allerdings nach Kaiserbart. Weder existiert ein Darlehensvertrag (bei einer GmbH Vorschrift), noch scheint die Behauptung plausibel.

Die Chronologie:

  • Oktober 2006: Der Olympiaförderverein zieht einen Sponsorvertrag mit der Firma Audi an Land: 500.000 Euro. Audi zahlt dem Verein vorerst 300.000, der Verein arbeitet mit der Kohle.
  • Jänner 2007: Die GmbH-Geschäftsführung bittet den Verein, ihr den Audi-Vertrag abzutreten, um dringend benötigte Finanzmittel zu lukrieren. Der Verein sagt zu. Der Schriftführer des Vereins, Jungwirth, ersucht die GmbH um Refundierung von 300.000 Euro, um den Audi-Vertrag aufzulösen.
  • 7. Februar 2007: Die GmbH überweist dem Förderverein 300.000 Euro (Beleg liegt dem Standard vor).
  • 8. Februar 2007: Der Olympiaförderverein überweist Audi 300.000 Euro (Beleg liegt vor.)

    Anschließend gehen Audi und die Winterspiele GmbH einen neuen, 514.000 Euro schweren Vertrag ein (300.000 cash plus Sachleistungen, also Autos). Die GmbH lukriert also 214.000 Euro dank des Goodwills des Vereins.

  • April 2007: Der Olympiaförderverein überweist der GmbH 100.000 Euro zur Unterstützung ihrer Bewerbungsaktivitäten. Vor der Liquidierung der GmbH schickt das ÖOC 50.000 Euro.

    Fazit: Die Salzburger GmbH schloss mit Audi einen 514.000 Euro schweren Sponsorvertrag, von dem bereits 300.000 Euro durch den Förderverein verbraucht waren - was die GmbH wusste und akzeptierte. Die GmbH-Geschäftsführung hat das dem Standard bestätigt. Die Geschäftsführung der GmbH hat im Gespräch mit dem Standard übrigens die loyale Arbeit des Olympiafördervereins gelobt.

    Der Salzburger Landesrechnungshof stellt im Bericht vom August 2008 fest, die Rückzahlung der 300.000 Euro an die GmbH sei offenbar daran gescheitert, dass der Verein keine ausreichenden Sponsorgelder auftreiben konnte.

    Das bestreiten die GmbH-Geschäftsführer. Sie bestätigten dem Standard, der Verein habe der GmbH seinen Sponsor Audi abgetreten. Ohne diese Aktion wäre die Schaukel "Audi-Verein-GmbH-mediale Verdächtigungen-politische Instrumentalisierung" niemals in Schwung gekommen.

    Weder die vom Standard befragte und die Geschäftsgebarung der Bewerbung untersuchende Salzburger Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat noch das Kontrollamt der Stadt Salzburg kennen eine mündliche Darlehensvereinbarung. Der Begriff Darlehen macht sich allerdings im Liquidationsprotokoll der GmbH gut, weil er den Anschein erweckt, das GmbH-Defizit sei durch die Zahlungsunfähigkeit des Olympiafördervereins entstanden. Das wiederum ist in Salzburg politisch opportun. (Johann Skocek - DER STANDARD PRINTAUSGABE 24.8. 2009)