Berlin - Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hofft ungeachtet der andauernden Pattsituation auf eine Verständigung mit General Motors über den künftigen Eigentümer von Opel. "Es gibt noch Raum für eine Einigung", sagte Guttenberg einem am Samstag im Voraus veröffentlichten Bericht des "Hamburger Abendblatt" zufolge.

Mit der Opel-Treuhandgesellschaft, bei der momentan die Mehrheit der Opel-Anteile gehalten werden, gebe es einen stabilen Rahmen, "in dem die Gespräche fortgesetzt werden können", ergänzte der Minister. Er sagte aber auch: "Ich bedauere, dass sich der Aufsichtsrat (von GM) nicht zu einer Entscheidung durchringen konnte".

Betriebsrat: "Geduld der Beschäftigten am Ende"

Kritisch äußerte sich auch der Opel-Betriebsrat. "Mit der Unentschiedenheit von GM ist die Geduld der Beschäftigten am Ende", sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz am Samstag in der Früh in Rüsselsheim. GM müsse sich nun rasch entscheiden, forderte Franz. Nur so könne nämlich die Zukunft von Opel und den 54.000 Beschäftigten gesichert werden.

Guttenberg nahm für die deutsche Seite in Anspruch, Bund und Länder hätten alle für eine Entscheidung erforderlichen Informationen zur Verfügung gestellt. Auch die Bieter hätten noch einmal ihr Angebot für den deutschen Autoproduzenten nachgebessert und unterschriftsreife Verträge vorgelegt.

Der Opel Verwaltungsrat hatte sich am Freitag entgegen manchen Hoffnungen erneut nicht zu einer Empfehlung durchgerungen, wer von den beiden Bietern - der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna und der Finanzinvestor RHJ International - Opel übernehmen sollte. In deutschen Regierungskreisen war daraufhin von neuen Gesprächen zwischen der deutschen Bundesregierung und GM zu Wochenbeginn die Rede.

Hilfsgelder für Magna

Deutschland will nur Magna milliardenschwere Hilfsgelder gewähren, weil der Zulieferer weniger Jobs bei Opel abbauen will als RHJ. Magna will gemeinsam mit russischen Partnern 55 Prozent der neuen Opel-Gesellschaft übernehmen. 35 Prozent der Anteile würden im Besitz von GM bleiben, zehn Prozent würden die Beschäftigten übernehmen. GM hat nach Angaben aus Verhandlungskreisen aber weiterhin Bedenken gegen Magna, weil man den Verlust von Know-How an die russischen Partner und zu geringe Zugriffsmöglichkeiten auf das neue Opel-Unternehmen ("New Opel") fürchtet. Auch Fragen der Finanzierung seien noch offen.

Unter Autoexperten sind die beiden Angebote im Übernahmepoker um Opel umstritten. "Es ist nicht entscheidend, ob Magna oder RHJ International den Zuschlag bekommt", sagte Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft der "Berliner Zeitung" (Samstag). Entscheidend für Opel werde sein, ob man weiter technologisch mit GM zusammenarbeiten könne. "Denn Opel ist alleine zu klein, um zu überleben, egal, ob mit Magna oder RHJ International - beides wird nicht gut gehen." Der Autoexperte Stefan Bratzel sagte der Zeitung, er halte beide Kandidaten langfristig nur für Übergangslösungen. Am Ende müsse ein größerer Autohersteller eng mit Opel kooperieren oder gar einsteigen. (APA/Reuters)