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Die Mutter von Caster Semenya mit einer südafrikanischen Zeitung

Foto: Reuters/Sibeko

Berlin - Das Ergebnis des Geschlechts-Tests der südafrikanischen 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya wird nicht so schnell vorliegen. Wie der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) am Freitagabend mitteilte, werde für die komplexen wissenschaftlichen und medizinischen Untersuchungen mehr Zeit als zunächst angenommen, benötigt. Zugleich betonte die IAAF in einer Erklärung, dass mit der Anordnung des Tests der Athletin kein bewusstes Fehlverhalten vorgeworfen wird, mit dem Semenya einen unfairen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben könnte.

Die IAAF sei sich der Sensibilität des Themas bewusst und bedauere zutiefst, dass es im Zusammenhang mit dem angeordneten Geschlechts-Test zu Anschuldigungen gegenüber der Läuferin gekommen sei, hieß es. "Wenn die Ergebnisse des Tests vorliegen, werden sie in adäquater Weise in Absprache mit Caster Semenya und dem nationalen Verband veröffentlicht."

Der Weltverband war zunächst davon ausgegangen, dass die Test-Resultate binnen einer Woche vorliegen würden. Caster Semenya war vor drei Wochen aus dem Nichts kommend mit einer Zeit von 1:56,72 Minuten Weltjahresbestzeit gelaufen und hatte am Mittwoch in Berlin den Weltmeistertitel über 800 Meter gewonnen.

Glaubt man Medienberichten, entwickelt sich der Fall immer mehr zu einer menschlichen Tragödie. Die 18-Jährige soll nachweislich eine Intersexuelle mit der Chromosomen-Kombination XY sein - ein Hermaphrodit. Das berichtete der "Blick" in seiner Freitagausgabe unter Berufung auf einen ungenannten, ehemaligen Trainer, der lange in Südafrika tätig war. "Südafrika hat die Tests bereits im März gemacht. Das Ergebnis ist klar. Semenya hätte bei der WM in Berlin nicht bei den Frauen starten dürfen. Doch ihre Funktionäre haben voll auf die Karte Risiko gesetzt."

Unterdessen sagte Südafrikas Verbandspräsident Leonard Chuene zur Zeitung "Times", dass der Verband Semenya die Goldmedaille aufgezwungen habe. "Sie wollte nicht zur Siegerehrung gehen. Aber ich habe ihr gesagt, sie muss", erklärte er. Chuene berichtete weiter: "Sie sagte mir: 'Niemand hat mir je erklärt, dass ich kein Mädchen sei. Aber hier soll ich es auf einmal nicht mehr sein. Ich bin kein Junge. Warum haben Sie mich hierher gebracht. Sie hätten mich in meinem Dorf lassen sollen'."

Aus Protest gegen den Geschlechtstest will sich der Kap-Staat bei der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen beschweren. Der Vorsitzende des sportpolitischen Ausschusses im Parlament in Kapstadt, Butana Komphela, kündigte die Beschwerde am Freitag an. Sie werde sich gegen den Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) richten, weil er in erheblichem Maße die "Rechte und Privatsphäre" der Läuferin Semenya untergraben habe.

Protest kam auch von der Familie der 18-Jährigen. "Wir werden nicht akzeptieren, dass sie den Sextest machen muss. Sie sollte lieber die Medaille ablehnen. Wir lassen es nicht zu, dass unsere Tochter blamiert wird", sagte Vater Jacob der "Times". (APA/dpa/Si)