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Die Rapidler bejubeln den Sieg gegen Aston Villa und fliegen mit breiter Brust nach Birmingham.

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Trainer Peter Pacult besteht auf die Rolle des Außenseiters.

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Wien - Rapids Trainer Peter Pacult war schon Tage vor dem Match gegen Aston Villa gut aufgelegt. Der 50-Jährige scherzte, zog selbst bei dümmlichen Fragen kein Schnoferl, gab jedem noch so hörerschwachen Radiosender ein Interview. Nach dem 1:0 gesellten sich zur guten Laune die Gefühle Stolz, Demut, Freude. "Ein historischer Sieg, diese Mannschaft ist zu außergewöhnlichen Leistungen fähig. Sie kann, wenn sie so weitermacht, mit den großen der Vereinsgeschichte mithalten."

Pacult stand später in den Katakomben des Hanappi-Stadions. Sein Blick schweifte ziellos durch die Gegend. An einer Wand hängen Bilder von großen und etwas kleineren Rapidlern, Ehrengalerie heißt das. Unlängst hat sich einer erbarmt und auch den Pacult angenagelt. "Ein schöneres Foto hätten sie nehmen können, so schiach bin ich wirklich nicht, ich schau ja drein wie ein Kampfhund." Abgesehen davon habe er gar nicht gemerkt, dass er einen nahezu sonnigen Eindruck hinterließ. "Vielleicht lag es daran, dass ich mich auf die Herausforderung Aston Villa gefreut habe."

Es ist rund zwei Monate her, da haben besonders einfältige Fans die Außenseite des Stadions beschmiert. "Pacult raus" - und die Buchstaben waren metergroß. Der Trainer hatte sich erlaubt, seinen Betreuerstab auszuwechseln, er beendete die Zusammenarbeit mit Zoran Barisic und Peter Zajicek. "Ich hatte gute Gründe" , sagte er und lehnte es ab, den beiden Herren zu schaden. Stefan Maierhofer zog in einer Zeitung über Pacult her, er warf ihm, einem Meister- und einem Vizemeistertitel zum Trotz, Unfähigkeit vor. Die Vereinsverantwortlichen forderten nach einigem Zögern eine Entschuldigung Maierhofers. Pacult: "Ich bin nicht nachtragend."

Harter Schädel

Maierhofer war übrigens gegen Aston Villa gesperrt. Ob er in einer Woche im Rückspiel eine wichtige Rolle übernehmen könnte? "So, wie er sich im Moment präsentiert, sicher nicht" , sagt Pacult. "Wenn er weiter mit dem Schädel durch die Wand will und seine Aufträge nicht erfüllt, braucht er einen sehr harten Schädel. Denn meine Wände sind sehr dick."

Pacult hat sich zum Pädagogen gemausert. Zu einem etwas eigensinnigen halt, aber es funktioniert. Vielleicht wird das sogar Maierhofer mitbekommen. Pacult hat einen Plan. Da holt er vom Absteiger Altach den Reservisten Mario Konrad, und der Reservist entpuppt sich als Verstärkung. "Weil er das spielen muss, was er kann. Das gilt für alle." In Vorarlberg müssen sie verrückt sein.

Seit Wochen wurde über die Innenverteidigung gelästert, der Norweger Ragnvald Soma wurde im Schnellverfahren verpflichtet. Gegen Villa setzte Pacult auf die gescholtenen Jürgen Patocka und Milan Jovanovic. Beide waren großartig, nicht einmal Villa-Trainer Martin O'Neill konnte sich an eine nennenswerte Chance erinnern.

Pacult jammerte nicht, obwohl ein 2:0 möglich gewesen wäre. "Man soll sich über das freuen, was man hat. Ein Tor nach 17 Sekunden reicht doch." Nun gelte es den Alltag zu bewältigen, am Sonntag kommt der LASK. Am Donnerstag wird Villa in Birmingham "wie die Feuerwehr anfahren. Wir bleiben Außenseiter." Nur das Wort krass könne man streichen. Pacult: "Ich kann mich ja auch irren." (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe, 22.8.23009)