Zuerst Tor, dann Gelb-Rot: Mamadou Diabang.

Foto: derStandard.at/Hirt

Eingang zum Metallurg-Stadion.

Foto: derStandard.at/Hirt

Donezk - Helden sind meist tragische Figuren. So auch Mamadou Diabang an jenem Abend in der Ukraine. Als Zweite-Wahl-Stürmer sollte der Senegalese den verletzten Rubin Okotie vergessen machen. Das gelang Diabang. "Ein gutes Tor", sagte Austria-Trainer Karl Daxbacher über den zwischenzeitlichen Führungstreffer durch Diabang in der 48. Minute. "Aber am meisten ärgert mich diese Dummheit, da bist du als Trainer machtlos", so der Wiener und meinte damit die gelb-rote Karte, die der Angreifer in der 70. Minute kassierte.

Eine Entscheidung, die Schiedsrichter Michael Koukoulakis aus Griechenland den Zuschauern im Metallurg-Stadion quasi von den Lippen abgelesen hatte. Der Austria-Stürmer behauptete nach dem Spiel den Pfiff des Referees nicht gehört zu haben, zog aufs Tor und schoss. Vielleicht hörte Diabang die Pfeife des Griechen tatsächlich nicht, vielleicht wollte er sie auch einfach nicht hören. Seine zweite gelbe Karte beflügelte die Ukrainer und lähmte die Austria. Das 2:2 nach 94 Minuten im Metallurg-Stadion schloss das Spiel mit einer gerechten Punkteteilung und Austria-Verteidiger Joachim Standfest fasste zusammen: "Gerecht durch unsere Dummheit"

Violette Löcher, präzise Maße

Der Fußballabend in Donezk begann für die Wiener Austria ganz nach Maß. Bereits in der siebenten Minute lenkte Kapitän Milenko Acimovic einen Freistoß aus rund 25 Metern genau ins Kreuzeck. Die 1:0-Führung der Veilchen brachte allerdings nicht den gewünschten Effekt, statt das Spiel fortan zu bestimmen, glitt der Austria das Geschehen immer mehr aus der Hand. Manuel Ortlechner war auf der linken Abwehrseite zeitweise überfordert. Der Team-Verteidiger war gegen die schnell spielenden Ukrainer häufig einen Schritt zu spät dran und auch das Stellungsspiel der Viererkette offenbarte große Löcher. Eines davon nutze Donezk-Spieler Kingsley als er im Strafraum allein per Kopf den Ausgleich erzielte. Mit dem Treffer in der 17. Spielminute bekamen die von rund 3.000 Fans unterstützten Ukrainer die Partie in den Griff. Safar sei Dank, stand es zu Pause noch immer 1:1. Der Austria-Tormann vereitelte vor der Halbzeit erneut einen guten Kingsley-Kopfball und rettete gegen den spielstarken Dimitrow. Die Wiener Nerven hätte Julian Baumgartlinger noch vor der Pause beruhigen können. Der Mittelfeldspieler setzte einen flachen Junuzovic-Stanglpass aus zwei Metern Entfernung neben den Donezk-Kasten. 

Auch in die zweite Halbzeit startete die Austria besser als ihr Gegner. Florian Klein ersetzte den mit Muskelproblemen angeschlagenen Zlatko Junuzovic. Der neue Mann sorgte im Mittelfeld für mehr Druck auf der rechten Seite. In der 48. Minute pflückte sich Diabang eine Klein-Flanke vorbildlich herunter und schob die Kugel präzise ins lange Eck. Der Treffer machte die Austria stark. Anders als in der ersten Hälfte kontrollierten die Wiener die Partie und machten bis in die 70. Minute nicht den Eindruck, dass sich daran noch etwas ändern könnte. Die violette Doppel-Sechs Baumgartlinger/Vorisek machte die Räume vor der Verteidigung eng, Acimovic und Jun verteilten vorne die Bälle. In der 70. Minute stand Diabang erneut im Mittelpunkt. Die Ampelkarte für den Austria-Stürmer leitete die hektische Schlussphase ein. "Nach dem Ausschluss war mir klar, dass jetzt ein Dauerdruck der Ukrainer kommen wird", sagte Daxbacher. Und der Austria-Trainer sollte Recht behalten. Bis in die Nachspielzeit hielt die, durch Markus Suttner verstärkte, Verteidigung der Wiener dem Druck stand. In der 91. Minute überblickte Dimitrow das Durcheinander in der Austria-Abwehr nach einem Eckball, für Safar gab es nichts zu halten. 

Frust und Freude

Aufgewühlt nach dem späten Ausgleich standen Austria-Manager Markus Kraetschmer und Sportdirektor Thomas Parits vor der Spieler-Kabine. "Es war ein gutes Spiel", munterte Parits auf. "Die Ausgangslage ist positiv", stimmte Kraetschmer mit ein. Aus der Kabine war nicht viel zu hören, ein lautes Schweigen übertönte alles. Mamadou Diabang kam geknickt aus der Türe, sah die Journalisten, winkte die Interview-Wünsche ab, und verschwand um die Ecke. Der Frust über das späte Gegentor überwog der Freude über das gute Resultat. Trainer Daxbacher glaubt an den Aufstieg: "Mit diesem Ergebnis können wir daheim alles klar machen." Und als die etwa 100 mitgereisten Austria-Fans im Flieger nach Wien "Momo Diabang"-Sprechchöre anstimmten, konnte auch der in sich versunkene Stürmer wieder in den hinteren Teil der Maschine winken. (Simon Hirt aus Donezk, derStandard.at, 20. August 2009)

Viertrunden-Hinspiel in der Qualifikation zur Fußball-Europa-League:

Metallurg Donezk - Austria Wien 2:2 (1:1) Donezk, Metallurg-Stadion, 3.000, SR Mihalis Koukoulakis/GRE. ~

Torfolge: 0:1 ( 7.) Acimovic (Freistoß), 1:1 (17.) Kingsley, 1:2 (48.) Diabang, 2:2 (91.) Dimitrow

Metallurg: Disljenkovic - Sergio, Checher, Korotezkij, Wolowijk (68. China) - Lazic - Godin (57. Tanasa), Makridis (73. Fabio), Dimitrow, Kingsley - Mchitarjan

Austria: Safar - Standfest, Bak, Dragovic, Ortlechner - Junuzovic (46. Klein), Vorisek, Baumgartlinger, Acimovic (84. Suttner) - Jun, Diabang

Gelb-Rote Karte: Diabang (70.)

Gelbe Karten: Kingsley, Lazic bzw. Standfest, Klein, Junuzovic, Baumgartlinger

Rückspiel am 27. August (19.15 Uhr) im Horr-Stadion.