Man stelle sich vor, man ist Wilhelm Molterer. Oder Ursula Plassnik. Oder eben Alfred Gusenbauer. Keiner der genannten Personen ist wohl eine gewisse Sachkompetenz und damit Eignung für höhere EU-Weihen abzusprechen. Und jetzt, wenn es um die Nominierung des österreichischen EU-Kommissars geht, tun SPÖ und ÖVP alles Denkmögliche, um die im Rennen befindlichen Polit-Profis mit dem unangenehmen Odeur der Packelei zu behaften.
Da segnet der Kanzler schon vor Monaten den Tauschhandel mit dem Koalitionspartner öffentlich ab, um dann doch wieder aus dem taktischen Eck hervorzutreten und den Kommissarsbasar neu zu beleben.
Nichts Besseres könnte dem künftigen EU-Kommissar passieren, als mittels eines parlamentarischen Hearings klarzumachen, dass er oder sie nicht Produkt eines innenpolitischen Ränkespiels ist, sondern ausschließlich aus Gründen der Qualifikation für das neue Amt nominiert wurde.
Noch steht gar nicht fest, welcher Kommissarsposten Österreich überhaupt zufällt. Bis es so weit ist, wären Molterer, Plassnik, Gusenbauer - oder wer sonst auch immer die Voraussetzungen mitbringt - gut beraten, sich von sich aus einem Hearing zu stellen. Schließlich soll doch kein Zweifel übrigbleiben, dass auch wirklich der oder die Beste - und zwar für Europa, nicht für Österreich - zum Zug kommt. Und das geht eben am besten via Herstellung von Öffentlichkeit. Das Hearing muss ja nicht gleich live im TV-Studio stattfinden, wie es EU-Mandatar Hans-Peter Martin will. (Karin Moser/DER STANDARD-Printausgabe, 21. August 2009)