Bild nicht mehr verfügbar.

Seit mehr als zwei Wochen laufen die Untersuchungen zu dem Einbruch in den Kremser Supermarkt. Nach der Spurensicherung ermitteln nun die Staatsanwaltschaften in Krems und Korneuburg.

Foto: Reuters/Plutsch

Krems - Weitere vier Wochen Untersuchungshaft wurden am Donnerstag über jenen 17-Jährigen verhängt, der bei einem Supermarkteinbruch am 5. August in Krems von der Polizei angeschossen worden war. Sein 14-jähriger Freund wurde von den Beamten bei dem Einbruch erschossen. Der Grund für die Verlängerung der U-Haft ist laut Eva Taborsky von der Staatsanwaltschaft Krems "Tatbegehungsgefahr".

"Der Täter ist amtsbekannt, er hat ähnliche Delikte bereits vorher verübt, es besteht daher Wiederholungsgefahr. Die Verlängerung der U-Haft ist daher das übliche Vorgehen", sagt Taborsky. Er sei wieder so fit, dass er ohne fremde Hilfe vor Gericht erscheinen konnte.

Taborsky wartet jetzt auf den Abschlussbericht der Polizei. In einem Monat könnte die Anklage dann fertig sein.

Der Beschuldigte erbat nach dem Richterspruch Bedenkzeit. Er hat nun drei Tage Zeit, um gegen die Verlängerung der U-Haft Einspruch zu erheben.

Genau das würde Richard Soyer, Sprecher der Vereinigung österreichischer Strafverteidiger, auch tun. Er kenne zwar die Akten und Vorstrafen des Verdächtigen nicht, "das Urteil erscheint mir aber nur schwer nachvollziebar und überzogen. Ich würde den Rechtsweg ausschöpfen. In dem Fall ist schon genug passiert, das gehört vor den obersten Gerichtshof", erklärt er.

Gegen die beiden Beamten, die auf die Burschen schossen, ermittelt die Staatsanwaltschaft Korneuburg. Derzeit wird die Kleidung des toten 14-Jährigen auf Schmauchspuren untersucht. So soll geklärt werden, ob die Schüsse aus weniger als 1,50 Meter Entfernung abgefeuert wurden. Auch die Verletzungen des 17-Jährigen wurden auf solche Spuren untersucht. Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg, rechnet mit den Ergebnissen "erst in einigen Wochen".

In den kommenden Tagen wird es im Supermarkt eine Rekonstruktion der Vorfälle geben. Bei Nacht, damit die gleichen Lichtverhältnisse herrschen wie bei dem Einbruch. Neben den beiden Polizisten wird auch der 17-jährige Verdächtige als Zeuge dabei sein.

Beamte wieder im Dienst

Die Beamten versehen mittlerweile wieder ihren Dienst. "Allerdings nicht in Krems", wie Anton Haumer, Sprecher des Landespolizeikommandos Niederösterreich, versichert. Nach den Vorfällen waren sie einige Zeit im Krankenstand. "Auch wenn sie wieder arbeiten, steht ihnen jederzeit psychologische Hilfe zur Verfügung. So etwas ist schwer zu verarbeiten", sagt Haumer.

Noch in Haft ist jener 28-jährige Rumäne, der als Dritter an dem Einbruch beteiligt gewesen sein soll. Die Ermittlungen gegen ihn laufen noch. Er hat bisher jede Beteiligung an der Tat bestritten.

Auch das Kremser Bezirksblatt lässt das Thema nicht los. Für eine "Abstimmung der Woche" wollte es von seinen Lesern wissen, ob sie das Vorgehen der Polizei in dem Fall als gerechtfertigt betrachten. Das Ergebnis: 95 Prozent sagten Ja, fünf Prozent Nein. (Tobias Müller, DER STANDARD - Printausgabe, 21. August 2009)