Ankara/Wien  - Die Türkei hat offensichtlich damit begonnen, Dörfer der kurdischen Minderheit umzubenennen. Im Zuge der neuen Kurdenpolitik der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat erstmals ein Dorf im überwiegend kurdischen Südosten der Türkei offiziell seine alte kurdische Bezeichnung zurückerhalten. Vom staatlichen Provinzgouverneur kam in Gegensatz zu früheren Versuchen kein Einspruch. Außerdem überlegt Ankara Medienberichten zufolge, auch Predigten fortan auf Kurdisch zu erlauben.

Der Provinzrat von Diyarbakir hat den alten kurdischen Namen eines Dorfes wieder eingeführt, wie das Nachrichtenportal Habertürk berichtete. Die Bewohner von Kirkpinar hatten die Umbenennung ihres Dorfes in die Bezeichnung Celkaniya, wie das Dorf auf Kurdisch heißt, schon länger gefordert. Überraschend war vor allem, dass der staatlich eingesetzte Provinzgouverneur nun dem Beschluss des Rates nicht widersprochen hat. In der Vergangenheit waren ähnliche Versuche stets angefochten worden.

Mehr als 12.000 Dörfer wurden in den Jahren zwischen 1940 und 2000 umbenannt und tragen seitdem türkische Bezeichnungen. Die Rückgabe kurdischer Dorfnamen an Ortschaften in der Kurden-Region ist eine der von Premier Erdogan angekündigten Maßnahmen seiner neuen Politik gegenüber der kurdischen Minderheit, um den jahrzehntelangen Konflikt mit der PKK zu beenden. Im Gespräch sind außerdem die Einrichtung von Lehrstühlen für kurdische Sprache und Literatur an staatlichen Universitäten und die Genehmigung, auf Kurdisch zu predigen.

Ohne viele Details über die geplanten Maßnahmen oder einen Zeitplans preiszugeben, sucht Erdogan Unterstützung für seine Initiative in Politik, Militär und Öffentlichkeit. Bisher haben die größten Oppositionsparteien Gespräche jedoch mit dem Argument abgelehnt, dass jegliche Zugeständnisse an die verbotenen kurdische Arbeiterpartei PKK das Land spalten würden. (APA/Reuters)