Land Rover versucht versatile Fahrzeuge zu bauen, die sowohl im Gelände wie auf der Straße funktionieren und gut aussehen.

Foto: Werk
Grafik: DER STANDARD
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Einen Land Rover versteht man erst im Gelände. Wenn die Spurrinnen tiefer, schlammiger werden, wenn der Weg nach der Kante auf rutschigem Untergrund steil nach unten führt, wenn der Waldweg überschwemmt und die Brücke windschief dasteht – und der Wagen einen trotzdem, eigentlich von selbst gesteuert, über alle Hindernisse bringt. Das rechte Hinterrad mag in die Luft stehen, die Kabine schaukeln – "been there, done that", suggeriert der Wagen.

Land Rover, seit dem Vorjahr im Eigentum des indischen Tata-Konzerns (vorher: Ford, British Aerospace, Ford, der britische Staat) mag technologisch nicht so "überdrüber" wie deutsche Premium-Marken sein – was sie aber können, ist die Erfahrung der dort werkenden Menschen mit dem Fahren abseits aller Straßen in brauchbare (!) Technik umzusetzen.

Im Gatsch zu Hause, dabei ein echtes Familienauto mit sieben Sitzen: Discovery 4.
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Mit dem neuen Discovery, Generation vier, dem mittelgroßen Modell, haben die Engländer schlicht den Anspruch, „das versatilste Automobil der Welt" zu bauen. Sprich: ein Großraumwagen, der bis zu sieben Personen und deren sieben Sachen Platz bietet, einen Anhänger (Wohnwagen, Pferde, Boot) ziehen kann und im Gelände (schlammige Waldstraßen, Sand, Schnee, felsige Übergänge) auch mit Straßenreifen souverän unterwegs ist. Im Vergleich zum Vorgänger – der noch „architektonischer" gezeichnet war – muss nach ersten Testkilometern festgestellt werden: Alle Aufgaben werden bravourös geleistet. Der Wagen ist auf Komfort auf langen Reisestrecken ausgerichtet. In den weitläufigen Wäldern des Duke von Roxburghe nahe der schottischen Hauptstadt Edinburgh gab sich der Wagen auf einem anspruchsvollen Offroadparcours ohnehin keine Blöße.

Alles in allem merkt man das Bemühen, dem Discovery mehr "Premiumness" zu verleihen, ein Wort, dass die Mitte der 90er-Jahre kurzfristig zu BMW gehörigen Briten mit "Edelcharakter" übersetzt haben. Dazu passt auch der Einsatz des neuen Dreiliter-Twin-Turbodiesels mit 245 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment, eines Motors, der von vielen potenziellen Kunden bisher vermisst wurde. Sie mussten sich von der Konkurrenz aus Süddeutschland bedienen lassen.

Großartig sind auch neue elektronische Features wie zum Beispiel das aufpreispflichtige (746 Euro) Rundumkamera-System, mit dem beispielsweise auf engen Stegen zentimetergenau überprüft werden kann, ob die Räder nicht vielleicht über eine Kante stehen. Ebenfalls neu aufgelegt hat der britische Autobauer den Range Rover Sport, den stärksten seiner Art. Angeboten werden als Motorisierungen auch der neue Sechszylinder-Turbodiesel, aber auch ein Achtzylinder-Selbstzünder-Aggregat mit 272 PS und 640 Newtonmeter Drehmoment sowie – Krise der Autoindustrie hin oder her, das muss in der Klasse sein – ein vollkommen neuer Supercharged-V8-Benziner (supercharged=mit Kompressor) mit schlanken 520 PS und 625 Newtonmetern. Technisch gesehen ist der facegeliftete Range Rover Sport eigentlich mit dem Land Rover Discovery (Vorgängergeneration) verwandt, er richtet sich nur an eine andere, leistungsorientiertere Zielgruppe. Im Vergleich zum bisherigen Sport, der ein unmäßiger Säufer war, hat man versucht, einige Spritsparmaßnahmen im Motor umzusetzen. (Leo Szemeliker/DER STANDARD/Automobil/21.8.2009)