Wien - Überwiegend ablehnend steht Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Walter Riegler den Plänen der Regierung zur Reform der Schulverwaltung gegenüber. So sieht er etwa im Vorhaben, ein einheitliches Bundesdienstrecht für alle Lehrer zu schaffen, bzw. in der Gegenposition mancher Bundesländer, alle Pädagogen zu Landeslehrern zu machen, den Wunsch nach "Einflussnahme auf die Schulpolitik". Derjenige, der für die Lehrer zuständig sei, könne die Schulpolitik entscheidend mitgestalten, sagte Riegler am Donnerstag.

Der Gewerkschafter glaubt auch nicht, dass es die Schulverwaltung schlanker mache, wenn Bund oder Länder für die Lehrer alleine verantwortlich seien. Aus seiner Sicht würden die Pflichtschullehrer zum Großteil lieber bei den Ländern bleiben, "sie sehen sich in der Nähe der Verwaltung besser betreut als von Wien aus". Das passe auch zu den kleineren Strukturen, die es großteils im Pflichtschulbereich gebe.

Dienstrecht: Nichts gegen "positive" Angleichung

Gegen die geplante Stärkung der Schulstandorte hat Riegler grundsätzlich nichts einzuwenden. Allerdings müssten die Schulleiter entsprechend ausgebildet werden, wenn sie ihr Personal selbst bestellen sollten, "ohne Schulung wäre das eine Schnapsidee". Eine Verwaltungsvereinfachung für die Schulen würde das aber nicht bedeuten. Zum Wunsch eines einheitlichen Dienstrechts für alle Lehrer merkt der Gewerkschafter an, dass es ohnehin ein österreichweites Dienstrecht für Pflichtschul- und AHS-Lehrer gebe. Diese würden sich auch kaum unterscheiden. Pflichtschullehrer hätten nur eine höhere Lehrverpflichtung. "Wenn man das im positiven Sinne angleicht, hätten wir nichts dagegen", so Riegler. Die Frage sei allerdings, ob alles für jeden gleich passe.

Eine längere Anwesenheit der Lehrer an den Schulen, wie in den Regierungsplänen vorgesehen, wäre erst dann möglich, "wenn die baulichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden". In diesem Zusammenhang erinnert Riegler an die Ausbaupläne im Bundesschulbereich, wonach bis 2019 nur rund ein Drittel der Schulen so umgebaut sein sollen, dass Lehrer dort auch einen adäquaten Arbeitsplatz haben. Riegler fürchtet in diesem Zusammenhang, dass hinter der Forderung nach längerer Anwesenheit "den Lehrern zusätzliche Aufgaben zugemutet werden sollen", etwa Nachhilfe oder Aufsichtspflichten im Rahmen von Ganztagsschulen. "Wir wehren uns dagegen, wenn man damit zusätzliche Betreuungseinheiten gratis einkaufen will", sagte Riegler.

Riegler ist gegen eine höhere Lehrverpflichtung

Wie schon bei den Verhandlungen im Frühjahr spricht sich Riegler gegen eine höhere Lehrverpflichtung aus. "Unser Argument, dass damit Arbeitsplätze vernichtet werden, gilt auch für eine solche Regelung, wenn auch nur in geringerem Ausmaß, weil sie nur für Neueintretende gelten kann", sagte der Gewerkschafter.

Außerdem befürchtet Riegler, dass mit solchen Maßnahmen der Lehrberuf unattraktiv werden könnte, was vor allem im Zusammenhang mit der in den nächsten Jahren anstehenden Pensionierungswelle bei den Lehrern dramatische Folgen haben könnte. "Wir müssen etwas anbieten, damit sich mehr junge Menschen als bisher für den Lehrberuf entscheiden, mit diesen Maßnahmen wird das nicht gelingen", sagte Riegler. (APA)