Zlatko Junuzovic blickt realistisch in die Zukunft: "Der UEFA-Cup-Sieg wird's nicht werden"

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derStandard.at: Sie haben schon vor den Spielen gegen Novi Sad gesagt: "Auf solche Spiele freut man sich." Wie groß ist die Vorfreude auf Metallurg Donezk?

Zlatko Junuzovic: Metallurg Donezk ist ein unattraktiver Gegner, der sehr stark ist. Die Leute gehen davon aus, dass wir sie schlagen und unterschätzen die Ukrainer dabei. Man darf aber nicht vergessen, dass der große Bruder Schachtjor Donezk den UEFA-Cup gewonnen hat, das wird ein ganz schweres Spiel. Trotzdem mag ich solche Spiele, man kann sich international präsentieren und zeigen was man drauf hat. Ich kenne niemanden, der sich auf so ein Match nicht freuen würde.

derStandard.at: Was wissen Sie über die Ukrainer?

Junuzovic: Wir wissen leider nicht sehr viel über den Gegner. Haben erst ein, zwei Spiele von Metallurg Donezk gesehen. Das Gute ist, dass die genauso wenig über uns wissen. Es ist egal, wie der Gegner heißt. Wir werden ihnen das Leben schwer machen. Ein Tor können wir immer schießen, nur hinten müssen wir noch besser stehen.

derStandard.at: Inwieweit ist es von Bedeutung einen solchen Gegner gut zu kennen oder liegt die Konzentration mehr auf dem eigenen Spiel?

Junuzovic: Die eigenen Stärken sind die wichtigsten und wenn wir die ausspielen, haben wir immer eine Chance. Wir wissen, dass wir es den anderen Mannschaften bei einigen Gegentoren zu leicht gemacht haben, das müssen wir abstellen. Wenn wir in der Offensive variabel und kreativ spielen, werden wir auch das eine oder andere Tor machen.

derStandard.at: Die Austria kassierte bisher 10 Tore in sechs Spielen (4 Meisterschaft, 2 Europa League), ist die Abwehr die erklärte Problemzone?

Junuzovic: Solange wir mehr Tore schießen, als der Gegner, sind alle zufrieden. Wir sollten aber versuchen uns das Leben leichter zu machen und die Fehler in der Defensive abzustellen.

derStandard.at: Wie wichtig ist es, in der Ukraine ein Tor zu erzielen?

Junuzovic: In solchen Spielen sind Auswärtstore entscheidende Impulse. Aber auch wenn wir in Donezk mit 0:1 verlieren, können wir sie daheim immer noch 2:0 schlagen. Warum sollte uns das nicht gelingen? Mit den Fans im Rücken haben wir schon gegen Novi-Sad gezeigt, dass kleine Wunder passieren können.

derStandard.at: Ist die Austria für Sie die bessere Mannschaft?

Junuzovic: Ich kenne die ukrainische Liga nicht. Als Fußballland sind sie aber über Österreich zu stellen. Unsere Chancen auf den Aufstieg liegen bei 50 Prozent.

derStandard.at: Was ist für die Austria international möglich?

Junuzovic: Der UEFA-Cup-Sieg wird's nicht werden, obwohl das natürlich ein Traum wäre. Die Gruppenphase wäre schon ein wichtiger Schritt für uns junge Spieler und dann ein richtiger Kracher als Gegner, etwas Schöneres gibt es wohl nicht.

derStandard.at: Wie sehr würde Stürmer Rubin Okotie der Mannschaft abgehen?

Junuzovic: Wenn er nicht voll fit ist, macht ein Einsatz keinen Sinn. Mit 80% Leistung kann Rubin der Mannschaft nicht weiterhelfen.

derStandard.at: Das Stadion von Metallurg erinnert mehr an einen Cricket-Platz als an ein Fußball-Stadion. Es passen nur 5.000 Zuschauer hinein, ist das ein Vorteil?

Junuzovic: Das Stadion hat mich schon ein bisserl überrascht. Ich habe geglaubt, dass es hier etwas wilder zugeht. Gegen Novi Sad haben wir gemerkt, was ein volles Stadion bewirken kann.

derStandard.at: Nach dem Rückspiel gegen Novi-Sad haben Sie gesagt:, "Es war eine Europacup-Schlacht, wie es sich gehört.", Wie gehören sich "Europacup-Schlachten"?

Junuzovic: Gegen die Serben waren wir bereits zweimal ausgeschieden, nach dem 1:2 war die Mannschaft ein wenig gebrochen. Dann haben wir noch einen Schub bekommen und die Partie wieder für uns entschieden. So ein spannendes hin und her vergisst man nicht so schnell.

derStandard.at: Sie haben auch von einem "super Klima" in der Mannschaft gesprochen, liegt das daran, dass sie von Kärnten nach Wien gewechselt sind?

Junuzovic: In Kärnten war alles turbulent. Wir haben nicht gewusst, wann wir wo trainieren und die Masseure haben in Containern gearbeitet. Das hat sich auch auf die Mannschaft ausgewirkt. Bei der Austria stimmt das Mannschaftsklima. Es darf einfach kein Hass zwischen den Spielern herrschen und der Konkurrenzkampf alles bestimmen.

derStandard.at: Was für eine Rolle spielen Sie innerhalb der neuen Austria-Mannschaft?

Junuzovic: Meine Tore haben mich beflügelt. Neben einem Acimovic und einem Vorisek spielt es sich aber auch leichter. Zu meinem Spiel zählt, viel zu laufen, auch nach hinten zu arbeiten und in der Offensive Freiräume zu schaffen.

derStandard.at: Trainer Daxbacher lobt Sie: "Junuzovic ist eine positive Überraschung, ist irrsinnig laufstark und engagiert. Er will förmlich alles zerreißen. Man muss ihn manchmal bremsen"

Junuzovic: In der Jugend hat mir mein Vater immer gesagt, ich darf nie ein Spiel anschauen im Spiel. Das heißt, nur herum stehen und zuschauen, was gerade passiert. Ich bin immer in Bewegung, versuche dort zu sein, wo der Ball ist und an jeder Aktion teilzunehmen. Daxbacher lässt uns in der offensive einen kreativen Fußball spielen, so können wir unberechenbar sein und dem Gegner weh tun. (Simon Hirt aus Donezk, derStandard.at, 20. August 2009)