Land der Zäune: Einfriedungen rund um den eigenen Garten sind eine Visitenkarte und können zudem kommunikationsfördernd sein.

Collage: STANDARD/Friesenbichler

Zäune, Mauern und Hecken sind in den meisten Fällen bodenständig und langweilig. Will man für den eigenen Garten die individuell passende Lösung finden, ist Kreativität gefragt. Eine kleine Inspirationsfibel.

Land der Hecken, Land der Zäune: Wenn man durch österreichische Ortschaften schlendert, kann einen schon einmal der Maschendrahtzaun-Blues befallen. Auch wenn Stefan Raabs Hymne an das kleinbürgerliche Spießertum eigentlich aus Deutschland stammt, ist das Problem da wie dort das gleiche. "In dichtbebauten Siedlungsgebieten sind Einfriedungen absolut üblich", sagt Robert Lichtenegger, Bauamtsleiter in Seiersberg bei Graz. Der Grund sei einfach: "Je kleiner die Bauflächen, desto hochwertiger sind sie. Und desto höher ist das Bedürfnis, das Grundstück rundherum abzugrenzen." Meist erfolgt dies mittels Holzzaun, Mauer oder grüner Thujenhecke. Gerade Letzteres ist in ländlichen Gebieten ein Dauerbrenner.

"Zäune verbinden auch"

Veronika Oberwalder und Robert Kutscha vom Landschaftsplanungsbüro koala bezeichnen sich selbst zwar als leidenschaftliche Zaungegner, in ihrem eigenen Garten haben aber auch sie einen Lattenzaun aus mittlerweile hübsch ergrautem Lärchenholz aufgestellt. "Zäune trennen ja nicht nur, sie verbinden auch", sagen die beiden Architekten. Die soziale Komponente erkläre sich dadurch, dass ein Zaun dem Nachbarn oder Passanten schließlich erlaube, direkt an die Grundstücksgrenze vorzutreten, ohne dabei allzu sehr in die Privatsphäre vorzudringen. Ohne Zaun sei dies unvorstellbar. "Mit unserem Nachbarn trinken wir am Zaun oft ein Bier, Hausbesuche sind jedoch unüblich."

Doch wie bauen? Um aus der breiten Palette an Möglichkeiten die individuell beste auszuwählen, sind einige grundsätzliche Überlegungen hilfreich. Soll die Abgrenzung demnach lichtdurchlässig oder doch lieber blickdicht sein? Gibt es etwaige Präferenzen hinsichtlich des Materials? Hier reichen die Möglichkeiten von Holz über massive Baustoffe wie Ziegel, Beton und Naturstein bis hin zu etwas ausgefalleneren Materialien wie etwa Glas oder Stahl.

Immer beliebter werden in den letzten Jahren voroxidierte, rostbraune Stahlplatten sowie sogenannte Gabionen, bei denen quaderförmige Metallkörbe mit Steinen gefüllt und anschließend gestapelt werden. Nachteil bei dieser Lösung ist der hohe Preis, der sich bereits im dreistelligen Bereich pro Quadratmeter bewegt. "Gabionen kann man freilich fix-fertig ab Werk kaufen", erklärt Rupert Maier von der Gleisdorfer Baufirma Kirschner Bau, "wenn man die Körbe aber selbst befüllt, lässt sich dabei viel Geld sparen." Allerdings ist Sorgfalt geboten: "Wichtig ist es, die Steine gut zu schlichten, um so unregelmäßige Hohlräume zu vermeiden."

Sichtschutz gezielt steuern

Laut den beiden Landschaftsarchitekten von koala spricht auch nichts gegen eine Kombination unterschiedlicher Werkstoffe: "Meist ist Sichtschutz ja nur an ein paar strategischen Stellen notwendig. Bei individuellen Lösungen lassen sich Ein- und Ausblicke gezielt steuern. Zum Beispiel mittels Glas, Seilen oder Netzkonstruktionen."

Wer sich schließlich für einen sogenannten grünen Zaun entscheidet, der sollte sich von einem Landschaftsplaner beraten lassen: "Bei Hecken darf man den Wachstumsaspekt nicht außer Acht lassen", sagen Kutscha und Oberwalder, "anfangs sind sie zu klein, doch später ist in jedem Fall Rückschneiden nötig." Von Thujenhecken, die wegen ihres geringen Pflegeaufwands bei Häuslbauern sehr beliebt sind, raten die beiden allerdings ab. "Gemischte Hecken sind lebendiger. Fruchttragende Wildsträucher beispielsweise haben neben ihrer Funktion als Sichtschutz auch eine sinnliche und zeitliche Komponente. Sie duften und blühen das ganze Jahr."

Eine wichtige psychologische Rolle spielt die Höhe der Umzäunung. Hat die Mauer Brusthöhe, kann sie die Kommunikation mit den Nachbarn erleichtern. Höhere Mauern bieten zwar mehr Privatsphäre, aber auch der Umkehreffekt sollte bedacht werden: "Das Bedürfnis, nicht gesehen zu werden, verunmöglicht auch den Blick nach außen." Zu beachten gilt es nicht zuletzt, dass in den meisten Bundesländern Mauern und Zäune ab einer Höhe von 150 Zentimetern bewilligungspflichtig sind. (Fabian Wallmüller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.8.2009)