Beirut - Im Irak mehren sich nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) die Angriffe auf gleichgeschlechtlich orientierte Menschen. Ein am Montag präsentierter 67-seitiger HRW-Bericht erwähnt Hunderte von Mord- und Folterfällen. Auch gebe es von Familienangehörigen verübte "Ehrenmorde". In Beirut appellierte HRW-Direktor Scott Long an die Regierenden im Irak, allen Bürgern ungeachtet der sexuellen Ausrichtung gebührenden Schutz zukommen zu lassen. Viele irakische Homosexuelle seien zur Flucht ins Ausland gezwungen, auch wenn in den Aufnahmestaaten Homosexualität strafbar sei, wie etwa in Ägypten oder Jordanien.

Nach einer Serie von Mordanschlägen auf Homosexuelle in Bagdader Schiitenvierteln, für die von der Polizei geheime "Tugendbrigaden" aus Gefolgsmännern des radikalen Predigers Muktada al-Sadr verantwortlich gemacht worden waren, hatte dessen "Mahdi-Armee" Gewaltanwendung offiziell verurteilt. "Das einzige Mittel, das Phänomen (der Homosexualität) zu stoppen, ist Predigt und Belehrung", sagte seinerzeit der Sprecher der im irakischen Parlament vertretenen Sadr-Bewegung, Wadea al-Atabi. Die Schiiten-Bewegung werde öffentliche Aufklärungsversammlungen zur "Bekämpfung dieser Perversion" veranstalten.

2008 war der Arzt Adel Hussein in Bagdad wegen "Verletzung des öffentlichen Anstands" durch einen wissenschaftlichen Zeitungsartikel über Homosexualität verhaftet worden. Er wurde zu sechs Monaten Haft und einem Bußgeld verurteilt. (APA/AFP/AP)