Teheran/Wien - Die iranischen Justizbehörden haben den Wahlkampf-Leiter des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Mir-Hossein Moussavi gegen Kaution freigelassen. Mir-Hamid Hassanzadeh wurde am Sonntag nach Hinterlegung von 100.000 Dollar (70.000 Euro) aus der Haft entlassen, berichtete der staatliche iranische Sender Press TV am Montag.

Hassanzadeh war am Abend des 4. August in den Räumen der Iranischen Studenten-Nachrichtenagentur ISNA verhaftet worden, wo er als Berater tätig ist. Er war auch für Qalamnews, Moussavis offizielle Website während des Wahlkampfs, verantwortlich.

Atmosphäre des Misstrauens

Moussavi selbst bekräftigte unterdessen seine Vorwürfe, wonach die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen von 12. Juni gefälscht worden seien. Er sei sicher, dass keine Atmosphäre des Misstrauens entstanden wäre, hätten die Behörden während der Auszählung und gegenüber den Forderungen der Bevölkerung eine faire Haltung eingenommen.

Die Medien hätten davon abgehalten werden müssen, den Willen der Nation als vom Ausland gesteuert darzustellen und die Fakten zu verdrehen, erklärte der frühere Ministerpräsident. Moussavi schilderte auch, wie er am Wahlabend ungewöhnliche Vorgänge wahrgenommen habe.

Moussavi war von Beamten des Innenministeriums noch vor Schließung der Wahllokale informiert worden, dass er die Wahlen gewonnen habe. Kurz nachdem der Reformpolitiker damit an die Öffentlichkeit gegangen war, verkündete das Ministerium plötzlich den Wahlsieg von Präsident Mahmoud Ahmadinejad.

"Zuerst haben wir gedacht, dass der Grund für das Chaos einfach Schlamperei ist", sagte Moussavi. Er habe sich daraufhin mit den hochrangigsten Persönlichkeiten mehrfach in Verbindung gesetzt, darunter mit dem Obersten Führer Ali Khamenei, Parlamentspräsident Ali Larijani und Generalstaatsanwalt Qorban-Ali Dorri-Najafabadi. Dabei haber er auf die Möglichkeit eines abgekarteten Spiels hingewiesen.

Er habe auch eine Delegation in die Wahlzentrale im Innenministerium entsandt, um Innenminister Sadeq Mahsouli zu treffen. Dieser habe sich aber überraschenderweise geweigert, die Abordnung zu empfangen, berichtete Moussavi. Am Tag nach der Wahl habe es dann viele Anzeichen dafür gegeben, dass mit dem Verlauf des Urnengangs etwas nicht gestimmt habe. (APA)