Nadschaf - Die erste Volkszählung seit mehr als 20 Jahren im Irak wird nicht wie geplant Ende Oktober stattfinden. Technisch sei alles vorbereitet, es gebe aber Bedenken einiger politischer Parteien im Norden des Landes, teilte Planungsminister Ali Baban am Sonntag in Najaf mit. Zuvor hatte er sich in der heiligen Stadt der Schiiten mit dem höchsten schiitischen Geistlichen im Irak, Großayatollah Ali Husseini al-Sistani, getroffen. Ein neues Datum für die Volkszählung nannte Baban nicht. Ein Ministeriumssprecher gab April oder Oktober 2010 als mögliche Termine an.

In den Provinzen Kirkuk und Ninive gebe es Bedenken einiger politischer Parteien, sagte Baban. Beide Provinzen grenzen an die autonome Kurdenregion und stehen im Zentrum eines Landstreits zwischen der Zentralregierung in Bagdad und den kurdischen Behörden in Arbil (Erbil). Es gibt Befürchtungen, dass der Streit, vor allem um die ölreiche Stadt Kirkuk, zu einem offenen Konflikt führen könnte.

Die eigentlich für den 24. Oktober geplante Volkszählung wäre die erste landesweite seit 1987 gewesen. Damals wurden 16 Millionen Iraker gezählt. Die Vereinten Nationen schätzen ihre Zahl heute auf 29,6 Millionen. Bei der geplanten Volkszählung sollte auch die Religionszugehörigkeit erfasst werden, nicht aber die Unterscheidung unter den Muslimen nach Schiiten und Sunniten. 250.000 Lehrer sollten die Befragungen übernehmen. (APA)