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Foto: AP Photo/Guillermo Arias

Frankfurt - Dass ein erstaunlicher Prozentsatz von Banknoten Kokainspuren enthält, ist in den vergangenen Jahren immer wieder durch die Medien gegeistert. Ein Chemiker-Team rund um Yuegang Zuo von der Universität von Massachusetts in Dartmouth machte sich nun an die quantitave Erhebung - und das auf internationaler Ebene. Das Ergebnis: Neun von zehn Dollarscheinen in US-Städten sind mit Kokain verschmutzt - gerade in den großen Metropolen stießen die Forscher besonders oft auf Reste der Droge. Auch in Kanada und Brasilien sind die weitaus meisten Banknoten mit dem Pulver kontaminiert, wie Studienleiter Zuo berichtet. Dagegen scheinen Japaner und Chinesen deutlich seltener zu dem Rauschgift zu greifen.

Mit Kokain kann Papiergeld auf den verschiedensten Wegen in Kontakt kommen - etwa über verunreinigte Hände, oder weil manche Konsumenten sich das Pulver durch zusammengerollte Banknoten in die Nase ziehen - oder weil kontaminierte Geldscheine in der Brieftasche oder der Ladenkasse auf benachbarte Banknoten "abfärben".

Schnee-Metropole Washington

Mit Hilfe der Gaschromatographie prüfte Zuo nun Papiergeld aus Städten der USA sowie Kanadas, Brasiliens und erstmals auch Japans und Chinas auf Kokainreste. In den USA trugen 90 Prozent der 234 Banknoten derartige Spuren, wobei vor allem große Städte wie Baltimore, Boston oder Detroit betroffen waren. Spitzenreiter war die Hauptstadt Washington, wo die Forscher auf 95 Prozent aller Scheine fündig wurden.

In Kanada waren 85 Prozent der Proben belastet, in Brasilien waren es 80 Prozent. Deutlich weniger Zuspruch scheint Kokain dagegen in Asien zu finden: In Japan trugen 20 Prozent des Papiergeldes Spuren der Droge, in China waren es zwölf Prozent.

Erhöhter Schneefall

In den USA scheint der Konsum indes deutlich anzusteigen: Als Zuo vor zwei Jahren US-Dollar auf Kokain untersuchte, enthielten nur zwei Drittel der Geldscheine Pulverreste. "Zu meiner Überraschung finden wir immer häufiger Kokain auf Banknoten", sagt der Forscher. Möglicherweise, so spekuliert er, habe die Wirtschaftskrise die Menschen stark belastet und so den Konsum der Droge gefördert. In den USA nehmen schätzungsweise sechs Millionen Menschen regelmäßig Kokain. Jährlich werden dort zwischen 260 und 450 Tonnen der Droge mit einem Wert von 35 bis 70 Milliarden Dollar konsumiert.

Der Kokaingehalt pro Schein schwankte beträchtlich zwischen 0,006 und 1.240 Mikrogramm. Letzteres entspricht etwa dem Gewicht von 50 Sandkörnern. Dennoch sollten Menschen sich beim Umgang mit Papiergeld keine Sorgen machen, betont der Wissenschafter. Selbst wenn man daran schnüffle, könne die in den Körper gelangende Menge weder die Gesundheit schädigen noch sonst einen Effekt erzielen. Auch sei diese Dosis zu gering, als dass ein Blut- oder Urintest auf Drogen darauf anschlage. (APA/AP/red)