Foto: BERU f1systems
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BERU f1systems selbst bezeichnet das „Factor 001" als das höchst entwickelte Fahrrad mit einem, und jetzt kommt es: Multi-Channel-Ergonometric-Data-Recording-System.

Die Planung des Factory 001 begann auf einem weißen Blatt Papier. Hauptaugenmerk soll auf den Fahrer gelegt werden, hieß es, und rauskommen soll ein Rennrad für Professionelle und Semi-Pros, mit dem sie jeden Tag trainieren, aber auch die Rennen bestreiten können.

Herausgekommen ist ein Fahrrad mit einem Carbon-Monocoque-Chassis, ultraleichten, dafür superrobusten Leichtgewicht-Monocoque-Rädern, Carbon-Keramik-Bremsen und dem eh schon erwähnten Multi-Channel-Elektronik-Paket.

Um den Carbon-Rahmen zu konzeptionieren, nutzte BERU f1systems die Analyse-Software, mit der Formel 1-Autos gebaut werden, um möglichst die ganze Trittleistung des Fahrers in die Vorwärtsbewegung umsetzten zu können. Die Bewegungen des Sportlers, die auf das Fahrrad übertragen werden, wurden dabei genauso beobachtet wie die Auswirkungen unterschiedlicher Straßenzustände. Natürlich muss das Factor 001 an den Fahrer angepasst werden - deshalb werden Neukunden auch vermessen, als würde man Ihnen einen Formel 1-Sitz anpassen.

Um mit den auftretenden Kräften, die durch das Treten an den Rahmen übergehen werden, gut umgehen zu können, sind entscheidende Rahmenteile geteilt. Auch der Lenkkopf schaut beim Factor 001 anders aus, als man das gewohnt ist. Mit dem Doppel-Spieren-Design erreichten die Ingenieure eine höhere Steifigkeit, während die Belastung an der Lenkhalterung reduziert wurde. Außerdem konnte mit diesem Design die stärkste Verzögerung sogar bei hohen Geschwindigkeiten und schwierigen Straßenverhältnissen ohne Chattering erreicht werden.

Fürs Verzögern wichtig sind die hydraulischen Carbon-Keramik-Bremsen. Die kommen natürlich aus dem Motorsport und verzögern bei jeder Temperatur, egal ob sie nass oder trocken sind, und liefern dabei ein Maximum an Feedback, verspricht der Hersteller. Die Stahlflex-Leitungen zu den Bremsen verlaufen natürlich durch den Rahmen.

Die Acht-Speichen-Räder aus Carbon haben einen RohaCell-Schaum-Kern, der für die hohe Steifigkeit verantwortlich ist und die auftretenden Lateralkräfte verarbeitet. Außerdem dürfen Schlaglöcher ja kein Problem sein, im täglichen Training.

Das sind aber alles Kinkerlitzchen im Vergleich zum Multi-Channel-Elektronik-Paket. Das komplette System ist in den Rahmen integriert und wird von einem Lithium-Polymer-Akku versorgt. Das System, das mit professionellen Athleten entwickelt wurde, sammelt alle möglichen und unmöglichen Daten, analysiert sie und überträgt sie bei Bedarf Runde für Runde an einen externen Rechner.

Vom Fahrer werden biometrische Daten wie Respirationsrate, Hauttemperatur, Kerntemperatur, EKG-Daten, aber auch die vertikale, laterale und longitudinale Beschleunigung via Bluetooth an die Rechner-Unit in den Lenkerenden gesendet. Dort werden auch die Daten gesammelt, welche die Sensoren, die im Rad verbaut sind, drahtlos übertragen: Zum Beispiel kann der Kraftunterschied der beiden Beine während der Pedalrotation genau berechnet werden. Die Schräglage wird gemessen wie auch die Steigung des Rades, die Hinterrad-Geschwindigkeit, Maximal-, Minimal- und Durchschnitts-Trittfrequenz und und und. Und selbstverständlich sind für eine richtige Trainingsauswertung auch Umweltdaten wie Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Höhe und Luftdruck wichtig. Ach ja, GPS ist natürlich auch an Board, auf einem Fahrrad, das weniger als 7 Kilogramm wiegt.

Bis zum 5. April 2010 ist das Factor 001 noch in der South Kensington Road in London zu sehen, auf der Ausstellung „Fast Forward: 20 ways F1 is changing our world" im Science Museum.

Kaufen kann man das Factor 001 natürlich auch. 20.000 Pfund muss man dafür aber mindestens auf den Tisch legen. Für ein schönes Data-Recording-System kann man locker weitere 20.000 Pfund drauflegen.

Vielleicht ist das Rad eine Alternative für den Schumacher Michl. Der Preis wird für ihn kein Problem sein, die Technik ist im vertraut, und wenn er sich beim Radln genauso geschickt anstellt wie beim Auto- und Motorradl-Fahren, dann können sich manche Pros bald warm anziehen. (Guido Gluschitsch)