Die Österreicher sind Überstundeneuropameister. Laut EU-Statistik. Vor den Deutschen. Diese witzeln vermutlich über die Ösis, dass dieser Spitzenplatz nur damit erklärt werden könne, dass hierzulande Schmähführen vor der Kaffeemaschine während der Arbeitszeit zu jener und nicht zur Pause gezählt werde. Wie auch immer: Die Zahl der geleisteten Überstunden nimmt zu, und das ist nicht gesund - weder für Arbeitnehmer noch für Betriebe.

27 Prozent der geleisteten Überstunden werden laut einer Arbeitkammer-Untersuchung nicht abgegolten. Das heißt: Die Arbeitgeber teilen deswegen immer mehr Leute zu Überstunden ein (und stellen stattdessen keine zusätzlichen Kräfte ein), weil sie damit kalkulieren, dass teilweise gratis gearbeitet wird. Die aufgrund der Krise noch länger angespannt bleibende Situation auf dem Arbeitsmarkt gibt derartig unfairen Kalkulationen auch noch Auftrieb.

Doch das Setzen auf die Bereitschaft zur Selbstausbeutung schadet langfristig - nicht nur dem Arbeitnehmer, der über mehr Krankheiten klagt. Vermutlich, weil ihm, selbst wenn alle Überstundenzuschläge brav bezahlt werden, die Angst vor dem Ausgenutztwerden und um den Arbeitsplatz auf den Magen und sonstige Organe schlägt. Aber auch der Betrieb und damit die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Volkswirtschaft trägt langfristig Schäden davon: Müde Arbeiter machen Fehler, gestresste Angestellte Dienst nach Vorschrift, und ausgebrannte Spitzenkräfte sind nicht innovativ. So bleibt man nicht wettbewerbsfähig. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Printausgabe, 14.8.2009)