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NPD-Chef Udo Voigt fordert Zeca Schall auf dem Marktplatz von Hildburghausen zur Rückkehr nach Angola auf.

Foto: Reuters/Eisele

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Zur Person
Zeca Schall (44) kam 1988 aus Angola nach Thüringen. Er sitzt für die CDU im Kreistag von Hildburghausen und ist Integrationsbeauftragter der Landesregierung.

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Er will sich im Wahlkampf weiterhin für Integration von Ausländern einsetzen. Mit ihm sprach Birgit Baumann.

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STANDARD: Die rechtsextreme NPD hat mit einem "Hausbesuch" bei Ihnen gedroht, um Sie zur Rückkehr nach Angola zu bewegen. Sind sie tatsächlich zu Ihnen gekommen?

Schall: Ja, ein kleiner Lastwagen voller NPD-Leute war am Mittwoch auf dem Weg zu meinem Privathaus in Hildburghausen. Er wurde aber von der Polizei rund 20 Meter vorher gestoppt und umgeleitet.

STANDARD: Hatten Sie Angst?

Schall: Zunächst war es schon ein Schock und ein mulmiges Gefühl. Aber, nein, ich habe keine Angst. Generell nicht und in diesem Moment auch nicht. Es waren ja rund 50 Polizisten im Einsatz, ich wusste, dass mir da nichts passieren kann. Ab jetzt habe ich ohnehin rund um die Uhr Polizeischutz.

STANDARD: Sie leben seit 1988 in Thüringen. Sind Sie schon einmal derart angefeindet worden?

Schall: Einmal wollte ich einem Ausländer, der bedroht wurde, helfen und kam in eine Schlägerei. Aber ansonsten bin ich nie angefeindet worden. Ich bin auch sehr gut in der Gemeinschaft aufgenommen, bin in der Feuerwehr und im Kirchenkreis. Das, was die NPD da jetzt macht, ist schon eine neue, schlimme Qualität.

STANDARD: In Deutschland wird ja seit vielen Jahren über ein Verbot der NPD durch das Bundesverfassungsgericht diskutiert. Würden Sie ein solches begrüßen?

Schall: Ich begrüße sehr, dass die Innenminister der Länder diese Frage diskutieren. Es geht nicht, dass die NPD Ausländer hetzt. Das ist zutiefst undemokratisch.

STANDARD: Wie werden Sie mit dieser persönlichen Bedrohung durch die NPD im weiteren Verlauf des Landtags-Wahlkampfes umgehen?

Schall: Ich mache ganz normal weiter. Die Wählerinnen und Wähler haben mir einen Auftrag erteilt und mich für vier Jahre in den Kreistag von Hildburghausen gewählt. Es gibt überhaupt keinen Grund zu weichen.

STANDARD:Fühlen Sie sich in dieser schwierigen Situation von Ihrer Partei, der CDU, genügend unterstützt?

Schall: Ja, absolut. Beim Ministerpräsidenten (Dieter Althaus, Anm.) hatte ich wegen der Angelegenheit einen Termin. Die Frau Bundeskanzler (Angela Merkel, Anm.) hat mir extra Grüße ausrichten lassen. Ich werde sie nächste Woche treffen, wenn sie nach Thüringen kommt. Aber auch Vertreter anderer Parteien sprechen mir Mut zu und unterstützen mich. Sie sagen: "Ein Angriff auf dich ist ein Angriff auf uns alle."

STANDARD: Sie sind Integrationsbeauftragter der Thüringer Landesregierung? Wo müsste Ihrer Meinung nach mehr für in Deutschland lebende Ausländer getan werden?

Schall:Wir brauchen bessere Möglichkeiten für Bildung und zwar auf allen Ebenen. Das muss schon bei der Sprachausübung im Kindergarten anfangen.

STANDARD: Was mögen Sie an Ihrer Heimat Deutschland?

Schall: Alles. Es ist ein gutes Land mit einem guten Sozialsystem. Und eine richtige Demokratie.

STANDARD: Vermissen Sie Angola?

Schall: Das Land nicht so sehr wie Familie und Freunde. Viele von ihnen sind im Bürgerkrieg gestorben. Aber die, die noch da sind, würde ich schon gerne wieder einmal sehen. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.8.2009)