Wien - Sie hält zwei Finger auf den Äquator einer gediegen dunklen Weltkugel und trägt ein blassrosa Kostüm, hochgeschlossen im Stil Chanel. „Building bridges" prangt auf der ersten Seite der Werbebroschüre, von der 6500 Stück gedruckt wurden. Benita Ferrero-Waldner möchte Unesco-Generaldirektorin werden.

Auf zwölf Seiten Hochglanzpapier wird dem Leser erklärt, weshalb die österreichische EU-Kommissarin genau die Richtige für diesen Job ist. Ihre Weltgewandtheit sollen auch Fotos zeigen: Eine lächelnde Ferrero-Waldner mit UN-Chef Ban Ki-moon, den Außenministern Hillary Clinton und Sergej Lawrow oder einer mürrisch blickenden Angela Merkel.

Der Inhalt der Broschüre stammt aus dem Außenministerium, finanziert wurde das Produkt allerdings von privaten Spendern, von denen es „viele" geben soll, wie mit der Kampagne vertraute Personen sagen. Eine Taskforce im Außenministerium rennt für die ehemalige Ministerin „with a little help from her friends", wie ein Insider erzählt. Ihr Kommissionsbüro in Brüssel will mit der Kampagne formal nichts zu tun haben.

Vergleichbare Broschüren kosten in einer Auflage von 5000 Stück etwa 1000 Euro. Im Außenministerium weist man darauf hin, dass Ferrero-Waldners Kandidatur kein „Privatvergnügen" sei, weil sie offiziell für Österreich kandidiere. Am Hauptsitz der Unesco in Paris ist der frühere Botschafter in Frankreich und Vermittler in der Geiselaffäre in Mali, Anton Prohaska, in ihrem Namen unterwegs, mit einem Sonder-Vertrag bezahlt vom Außenministerium. „Man muss mit den 58 Staaten des Exekutivrats Kontakt halten und darlegen, warum es wertvoll wäre, als neue Generaldirektorin Dr. Benita Ferrero-Waldner zu wählen", beschreibt er seine Aufgabe.

Zusätzlich lobbyieren der ehemalige Außenminister Peter Jankowitsch und der Afrika-Experte Georg Lennkh für Ferrero-Waldner. Aber auch andere Diplomaten und selbst Außenminister Michael Spindel_egger und Wissenschaftsminister Johannes Hahn verteilen die Broschüre und rühren die Werbetrommel. Und das obwohl der ägyptische Kulturminister Farouk Hosni als „Kandidat des Südens" der Favorit ist und Ferrero-Waldner höchstens Chancen als Kompromisskandidatin im zweiten Wahlgang gegeben werden.

Insgesamt gibt es neun Kandidaten, die sich zwischen 17. und 19. September der Wahl stellen, davon drei Europäerinnen. Ferrero-Waldner gilt als die aussichtsreichste von ihnen und setzt auch auf südamerikanische Stimmen - Kolumbien unterstützt sie bereits.

Für Ferrero-Waldner spricht, dass noch niemals eine Frau an der Spitze der Unesco stand. Sie betont deshalb ihr Engagement für das „Prinzip Gleichberechtigung" und schreibt sich sogar die Freilassung der bulgarischen Krankenschwestern in Libyen auf die Fahnen. Sollte sie mit ihrer Bewerbung scheitern, könnte sie vielleicht doch in Brüssel bleiben, wie aus diplomatischen Kreisen verlautet: möglicherweise als Kommissarin für Nachbarschaftspolitik oder an der Seite eines EU-Ratspräsidenten Tony Blair als Hoher Vertreter für Außen- und Sicherheitspolitik. (Julia Raabe und Adelheid Wölfl/ DER STANDARD Printausgabe, 13.8.2009)