Michael Moore in "Bowling for Columbine"

Foto: Filmladen

Los Angeles/Wien - 1990 reichte es für "Roger and Me", Michael Moores witzigen Dokumentarfilm über die Folgen von Werksschließungen des Autogiganten General Motors (GM), trotz hervorragender Kritiken und beachtlichem Publikumserfolg nicht einmal zu einer Oscar-Nominierung. Heute, bei der 75. Oscar-Gala, gewann er mit "Bowling for Columbine", seinem Streifen über den amerikanischen Waffenwahn, nicht nur eine Auszeichnung für den Besten Dokumentarfilm, sondern spielte sich mit seinem energisch vorgetragenen Protest gegen US-Präsident George W. Bush und den Irak-Krieg in den Mittelpunkt der Veranstaltung.

Eine seiner Methoden: Konfrontation

In seinen Filmen, Fernsehauftritten und Büchern setzt der 1954 in Flint (Michigan) geborene Moore bewusst auf Polemik und boshaften, bitteren Witz. Doch stets sind seine Angriffe gut von Recherchen unterfüttert. In "Roger and Me" verfolgt er den damaligen GM-Chef Roger Smith regelrecht, um ihn mit den Auswirkungen seiner Maßnahmen zu konfrontieren. In der Komödie "Canadian Bacon" (1995) lässt Moore dagegen den in den Meinungsumfragen weit zurückliegenden US-Präsidenten einen Kalten Krieg gegen Kanada beginnen.

Überrascht mit Details und Fakten

Auch "Stupid White Men", sein Buch, das nicht nur die amerikanischen, sondern auch die deutschen Bestsellerlisten stürmte, ist nicht nur eine Tirade gegen das politische System der USA, gegen Rassismus, Umweltzerstörung, das Streben nach Vorherrschaft und gegen schlichte, erschreckende Dummheit. Es ist auch eine brillante Ausbreitung von vielen überraschenden Details und Fakten, von der Bildungskrise über die Klimakatastrophe bis zu den geschäftlichen Nebeninteressen der Regierungsmitglieder in Washington.

Liebenswürdig naive Hartnäckigkeit

Moore gilt als Aushängeschild des "linken" Amerikas und verschont weder Demokraten noch Republikaner mit seiner Kritik. Markenzeichen des stämmigen Autors und Regisseurs sind seine Baseballkappe sowie seine liebenswürdig naive Hartnäckigkeit, mit der er seine Gegenüber gänzlich unobjektiv aus der Reserve zu locken sucht - ein Stilmittel, aus dem er nun in "Bowling for Columbine" ein Erfolgsrezept gemacht hat. Bereits vor der Oscar-Gala wurde der Film von internationalen Kritikern zur besten Dokumentation aller Zeiten gewählt, beim Filmfestival in Cannes wurde er mit einem einmaligen Spezialpreis bedacht. Und spätestens seit heute, als er als einziger an diesem Galaabend eine klare Sprache fand, dürfte seine Popularität die eines echten Filmstars erreicht haben. Als Leit- oder Hassfigur scheint ihm in den USA derzeit nur einer ebenbürtig: George W. Bush. (APA)