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Wien - "Genau genommen ist Österreich überall schlecht." Klaus Robatsch, Verkehrsplaner des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV), stellt den heimischen Verkehrsteilnehmern kein gutes Zeugnis aus. Mit mehr als 42.000 Unfällen, bei denen über 56.000 Menschen verletzt und 942 getötet wurden, wurde im Jahr 2002 wieder ein Wert wie zuletzt Anfang der 60er-Jahre erreicht.

Österreich liegt überall ganz oben

"Es ist gleichgültig, ob man die Statistik für Unfälle pro Einwohner oder pro gefahrene Kilometer betrachtet: Überall liegt Österreich in der Negativfeldrangliste ganz oben." Das KfV, der ÖAMTC und Verkehrsexperten der TU Wien wollen diese "Sicherheitslücke" schießen.

Wechselwirkungen

Bei Autounfällen spielen Wechselwirkungen zwischen vielen Faktoren eine Rolle: Der Mensch samt seinen Fehlleistungen, die technische Entwicklung bei den Fahrzeugen und der Zustand der Straßen. Beim letzten Punkt wollen die Institutionen nun einhacken, kündigten sie am Freitag an.

KfV-Vertreter Robatsch wünscht sich beispielsweise ein verpflichtendes "Sicherheitsaudit" bei Straßenbauprojekten. Die Prüfer sollten nur auf mögliche Unfallquellen Acht geben, Natur- oder Anrainerinteressen dagegen nicht beurteilen. Bewertet der Straßenplaner diese höher, muss er nach KfV-Vorstellung schriftlich begründen, warum er die Vorschläge der Sicherheitsprüfer ablehnt.

Ausbesserung von Sicherheitsrisiken

Beim ÖAMTC setzt man zwecks Hebung der Verkehrssicherheit vor allem auf den Lückenschluss beim höherrangigen Straßennetz. Auch die Ausbesserung von Sicherheitsrisiken bei bestehenden Autobahnen wie zu schmale Pannenstreifen oder Tunnels mit Gegenverkehr stehen auf der Wunschliste des Automobilklubs ganz oben.

Für Johann Litzka vom Wiener TU-Institut für Straßenbau und -erhaltung ist die Instandhaltung des Straßenbelages ein wesentlicher Punkt. Bei nasser Fahrbahn wird der Bremsweg mehr als doppelt so lang, wenn man auf weniger griffigem Straßen unterwegs ist. Besonders schwer wiegend: Als Lenker kann man kaum erkennen, wie gut die Haftung auf dem befahrenen Belag ist.

Lenker kompensieren Was Neu- und Ausbauten betrifft, ist sich Litzka über das gewünschte Ergebnis nicht ganz sicher. "Ich sehe manchmal die Gefahr, dass Sicherheitsverbesserungen von den Autofahrern überkompensiert werden. Wenn die Straße breiter ist, fahren sie schneller, was das Unfallrisiko erhöht", merkt er an.

Die Erhöhung der Verkehrssicherheit hat sich auch, wie schon seine Vorgänger, der neue Infrastrukturminister Hubert Gorbach (FP), vorgenommen. Sein Beitrag: Mehr Tunnels sollen zweiröhrig gestaltet werden, versprach er bei seiner Antrittspressekonferenz. Bis 2010 will er auch die Zahl der Getöteten halbieren, sie soll auf "mindestens 500" zurückgehen. (moe, DER STANDARD Printausgabe 22/23.3.2003)