Das wirft kein gutes Licht auf die Leichtathletik. Unmittelbar vor der WM, die am Samstag in Berlin beginnt, will Jamaika vier Läufer und eine Läuferin von positiven Dopingtests reinwaschen. Einer von ihnen, Yohan Blake, ist heuer fünftschnellster Sprinter weltweit, vor allem aber Klubkollege von Usain Bolt, der vor einem Jahr die Welt narrte, als er in Peking mit offenen Schuhbändern, angezogener Handbremse und rausgestreckter Zunge einen fabelhaften Weltrekord (9,69) erzielte.

Bolt hatte binnen wenigen Monaten seine Bestzeit um unglaubliche 0,34 Sekunden unterboten. Groß war also nicht nur die Begeisterung ob seiner Show, sondern auch die Verwunderung. Auf Jamaika, so wollten viele sofort festgehalten wissen, finden keine unangekündigten Trainingskontrollen statt. Als sich Jamaikas Olympia-Chef Mike Fennell gegen die Vorwürfe wehrte, spielte er den Skeptikern noch in die Hände. „Alle unsere Athleten, die regelmäßig im Ausland starten, werden dort immer getestet", sagte Fennell. Das klingt fast schon höhnisch, schließlich lässt sich kaum ein Athlet, der nur halbwegs bei Trost ist, noch im Wettkampf überführen, während in den Aufbauphasen im Training nicht oft genug kontrolliert werden kann.

Der Präsident des Leichtathletik-Weltverbands, der Senegalese Lamine Diack, wünscht sich in Berlin die nächste Bolt-Show. Wer nicht gedopt hat, kann nicht überführt werden. Und wer wichtig ist und die Kassen klingeln lässt, hat die größere Chance, nicht gedopt zu haben.(Fritz Neumann, DER STANDARD, Dienstag 11. August 2009)