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Irakische Frauen trauern um die Opfer der Anschläge von Mossul. Seit dem Abzug der US-Truppen aus den irakischen Städten nimmt die Zahl der Anschläge wieder zu.

Foto: EPA/NAWRAS AL-TA'EI

Die Verwüstungen waren im Norden am schlimmsten. In Al-Chasna, einem Dorf 20 Kilometer östlich von Mossul, detonierten gestern bei Tagesanbruch zwei Autobomben hintereinander. Die Sprengladungen waren in Lastwagen versteckt. Bis zu 40 Häuser wurden zerstört, einige dem Erdboden gleichgemacht. 26 Menschen sind unter den Trümmern begraben, 140 Personen wurden zum Teil schwer verletzt.

Dass nicht noch mehr Bewohner getötet wurden, ist der sengenden Hitze zuzuschreiben. Im Sommer schlafen viele Iraker im Freien oder auf dem Dach ihrer Häuser. Auch Bagdad war gestern Ziel von mehreren Bombenanschlägen. Sprengsätze explodierten in vier unterschiedlichen Stadtteilen.

Die Opferzahlen schwanken zwischen 22 und 30 Toten und bis zu 100 Verletzten. Ein Motiv hinter den Anschlägen in Bagdad ist nicht zu erkennen. Die Explosionen fanden in zwei Vierteln mit gemischt ethnischer Bevölkerung statt, in einem mit mehrheitlich von Sunniten bewohnten, Al-Aamel, und einem schiitischen Viertel, Karada. Die Gewalt zwischen den Religionsgemeinschaften im Irak ist in den zurückliegenden 18 Monaten erheblich zurückgegangen. Gleichwohl ist seit dem Abzug der US-Truppen aus den irakischen Städten Ende Juni wieder eine Zunahme der Gewalt zu verzeichnen.

In Mossul, der drittgrößten Stadt Iraks, dagegen tritt als Motiv des Terrors immer mehr der sich verschärfende Konflikt zwischen Arabern und Kurden zutage. Auch nachdem es in Bagdad ruhiger und die Terroranschläge dort weniger wurden: In Mossul finden nach wie vor fast täglich Schießereien und Bombenanschläge statt. Auch in der Umgebung von Mossul und dem eine halbe Autostunde entfernten Kirkuk lassen die blutigen Anschläge nicht nach.

Beim Besuch von US-Verteidigungsminister Robert Gates und dem Oberkommandierenden der US-Truppen im Irak, Ray Odierno, kürzlich im kurdischen Erbil, zeigten sich die beiden US-Amerikaner auch besonders über die Entwicklung im Norden des Landes besorgt. Sie sehen den Konflikt zwischen Kurden und Arabern, den Streit zwischen der kurdischen Regionalregierung und der Zentralregierung in Bagdad, als die größte Bedrohung für die Stabilität Iraks in den kommenden Jahren, sagten Gates und Odierno unisono.
(Birgit Svensson aus Bagdad, DER STANDARD, Printausgabe, 11.8.2009)