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Silvio Berlusconi hat laut eigenen Angaben keine Leichen im Keller.

Foto: AP/Cito

Auf einer denkwürdigen Pressekonferenz hat sich Italiens Premier Silvio Berlusconi am Wochenende selbst als erfolgreichsten Staatsmann des Westens zelebriert. Sein Umfragewert von 68,2 Prozent sei "absoluter Rekord in westlichen Demokratien". Zu den jüngsten Affären sagte der Premier: "Ich habe keine Leichen im Keller und bin nicht erpressbar. Es gibt nichts, wofür ich mich öffentlich oder privat entschuldigen müsste - auch nicht bei meiner Familie."

Nach dem 50-minütigen Monolog waren nur drei Fragen zugelassen. Einer Journalistin von RAI 3 versicherte Berlusconi, er werde in Zukunft "keine Kritik des Senders an der Regierung mehr dulden" . Das öffentlich-rechtliche Fernsehen sei ein Dienst an der Bevölkerung und habe "jede Kritik an Regierung und Opposition tunlichst zu unterlassen" .

Den Corriere della Sera erinnerten diese Worte in einem Kommentar an "unselige Zeiten" . La Stampa wertete die Pressekonferenz als "Berlusconis Kampf gegen die Realität" . Der Premier hatte erklärt, Italien habe die Wirtschaftskrise bravouröser gemeistert als die meisten anderen Staaten.

Zugleich lobte er seine "entscheidende Vermittlung" bei der jüngsten Unterzeichnung des russisch-türkischen Pipeline-Abkommens. Dagegen erklärte ein hoher Regierungsbeamter in Ankara, Berlusconi habe sich zur Unterzeichnung "selbst eingeladen, obwohl er damit nichts zu schaffen hat" . Auch der Waffenstillstand zwischen Israel und den Palästinensern im Gazastreifen ist laut Berlusconi "von Italien vermittelt worden." (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 10.8.2009)