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Und dieser Mann soll ein Macho sein? Wladimir Putin urlaubte öffentlich in Sibirien.

Foto: epa/RIA Novosti .

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Bilder aus den Urlaubsalben der Politiker: Nicolas Sarkozy mit Carla Bruni vor den Pyramiden ...

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Barack Obama auf Hawaii ...

Foto: AP/Alex Brandon

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Angela Merkel mit ihrem Ehemann auf Ischia.

Foto: APA/dpa/Ciro Fusco

Wien - Er wühlt mit seinen kräftigen Oberarmen im See. Jeder sibirische Wels muss sich beim Anblick des russischen Premiers fürchten. Vor der Kulisse einer rauen Felslandschaft schwingt sich der Ex-KGBler mit spiegelnder Sonnenbrille aufs Pferd. Seine Brustmuskeln lässt er nochmal beim Angeln spielen. Für manche Politiker ist Urlaub die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln: Wladimir Putins Urlaubsfotos wollen vermitteln: Er ist ein potenter Mann, der sogar die Natur bändigt.

Nicht nur die Wahl der Urlaubsorte, auch die gewählten Freizeitaktivitäten werden zur Imagepolitur genutzt. Obama beispielsweise reiste im vergangenen Sommer noch inmitten der Präsidentschaftskampagne nach Hawaii und gab sich betont locker. Er ging Eis essen, schlenderte mit der Familie am Strand entlang. Angela Merkel setzt auf Bescheidenheit: Sie wandert mit ihrem Mann diesen Sommer in Südtirol. Nicolas Sarkozy begibt sich wie sonst auch in den Glanz von Carla Bruni, die in der Welt der Illustrierten ohnehin zu Hause ist.

Beim Relaxen zeigt sich aber niemand. Das Motto lautet: Auch im Urlaub muss man aktiv sein, einsatzbereit und fit. Fotos die anderes zeigen, sind häufig von Paparazzis. Als 2006 in der Sun Bilder von Merkel beim Ausziehen ihres Badeanzuges auftauchten (Sun: "Big in the Bumdestag" ) waren die Sympathien der Deutschen aber ganz auf Merkels Seite.

Wer bei Selbstinszenierungen im Urlaub aber zu wenig Sensibilität für die politischen Umstände zeigt, kann ordentlich baden gehen. 2002 stand der damalige deutsche Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) im Zentrum der so genannten Plansch-Affäre. Scharping hatte sich von der Bunte mit seiner Lebensgefährtin Kristina Gräfin Pilati-Borggreve im Pool fotografieren lassen um sein graues Image aufzupolieren. Die Fotos wurden aber veröffentlicht als sich die Bundeswehr auf ihren gefährlichen Mazedonien-Einsatz vorbereitete. In Deutschland schlug dem Minister eine Welle der Empörung entgegen (Spiegel: "Minister für Verteidigung, Baden und Fettnäpfchen" ) die zu Scharpings Demontage letztlich beigetragen hat. Seine Kollegen nannten Scharping "Rudi Bin Baden" .

Dienstwagenaffäre

Allgemein gilt: Der Urlaub muss zum aufgebauten Image passen. Erst im Juli sorgte die deutsche Gesundheitsministerin Ulla Schmid für Wirbel weil sie ihren Dienstwagen in Spanien nutzte. "In der Regel sollen sich Politiker, gerade in Zeiten der Krise nicht zu stark in einer Luxuswelt bewegen" , sagt der Wiener Politologe Georg Spitaler. Allerdings: Es gibt Ausnahmen. Von einigen Politikern - etwa Silvio Berlusconi in Italien oder einstmals Karl-Heinz Grasser in Österreich - werde geradezu ein luxuriöses Setting erwartet. Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass die Öffentlichkeit von Politikern, die sich als Manager und nicht als Berufspolitiker inszenieren, keine Bescheidenheit erwartet.

Die Wahl von Urlaubsorten ist deshalb bedeutsam, weil sie ein Lebensgefühl vermitteln können. Während viele österreichische Politiker wandern gehen, um Heimatverbundenheit und Volksnähe zu demonstrieren, zieht es amerikanische Demokraten oft auf die Insel Martha's Vineyard, einen Treffpunkt der liberalen Oberschicht. In der Nobelabsteige an der Ostküste, wo sich schon die Kennedys und die Clintons erholten, wird Obama Ende August erwartet.

Politiker haben es aber auch nicht leicht. In einer medialisierten Gesellschaft können sie kaum privat sein, alle Gesten gelten als politisch. Besonders im medialen Sommerloch, wie derzeit. Obwohl manche Politiker mit ihrem Urlaub genau gar nichts sagen wollen. Bruno Kreisky etwa wurde einmal gefragt, warum er auf Mallorca urlaube. Der Kanzler antwortete knapp: "Weil ich mir Kärnten nicht leisten kann." (raa, szi, awö/DER STANDARD, Printausgabe, 8./9.8.2009)