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Eine gute Nachricht ... zumindest solange es den Preis betrifft und nicht die Kritikfähigkeit.

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Friedrichshafen - Man weiß nicht recht, was man davon halten soll, andererseits kann man ja nie vorsichtig genug sein, wenn es um die eigenen Finanzen geht. Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis eines in Deutschland durchgeführten Experiments zu sehen: Die Einnahme von Süßem scheint das Preisempfinden beim Konsumenten zu beeinflussen - und zwar nicht in seinem Sinne. Zu diesem Schluss kommen Marketingwissenschafter der privaten Zeppelin Universität in Friedrichshafen. In einem Experiment konnten sie zeigen, dass nach der Einnahme von Zuckerwasser Preise viel eher als fair akzeptiert werden. Das könne eine Wirkung des Belohnungssystems im Gehirn sein, das bei der Einnahme von Zucker aktiviert ist, vermuten die Forscher.

Die Forscher verabreichten Versuchspersonen Wasser, das mit 80 Gramm Zucker gesüßt war, was der empfohlenen Tagesdosis entspricht. Im Anschluss bat man sie, Preise von Produkten als fair oder nicht fair zu beurteilen, wobei im zweiten Fall ein als fair empfundener Preis anzugeben war. Die Probanden stimmten deutlich häufiger den vorgegebenen Preisen zu oder erstellten weit höhere Preisvorschläge als Mitglieder der Kontrollgruppen, die zuvor entweder nur Wasser oder gar nichts eingenommen hatten. Das Ausmaß des beobachteten Effekts überraschte sogar die Forscher.

Hinter diesem Phänomen vermuten die Wissenschaftler biochemische und neurophysiologische Zusammenhänge. "Unser Experiment unterstellt eine Wirkungskette in bestimmten Hirnarealen, die durch Zugabe von Glukose ausgelöst wird", erläutert Studienleiter Peter Kenning, Experte für Neuroökonomie. Die Glukose führe zur Produktion von Insulin, was den Botenstoff Tryptophan in Gang setze und schlussendlich in die Ausschüttung von Serotonin im Belohnungszentrum des Gehirns münde. Bevor man den Rückschluss ziehen könne, dass etwa ein Gratis-Schokoriegel am Supermarkt-Eingang Kunden zu teureren Produkten greifen ließe, müssten jedoch laut Kenning die genauen Wirkungsmechanismen erst erforscht werden. (pte/red)