Boston - Bei Frakturen von Wirbelkörpern gilt die Vertebroplastie als zuverlässige Therapie. Nach der minimalinvasiven Operation, bei der Ärzte Knochenzement in den Wirbel injizieren, fühlen sich die meisten Patienten wesentlich besser. Nun stellt eine große Untersuchung den Nutzen des Verfahrens grundlegend infrage. In der Doppelblind-Studie half eine simulierte Operation den Patienten ebenso gut wie das echte Verfahren.

Seit ihrer Einführung Ende der 80er Jahre wird die Vertebroplastie häufig verwendet, um Wirbelkörper zu stabilisieren. Die Schmerzen der Patienten lassen nach dem Eingriff deutlich nach, und das Risiko für Komplikationen ist vergleichsweise gering. Nun prüften Mediziner der amerikanischen Mayo Clinic erstmals in einer großen Vergleichsstudie, wie wirksam das Verfahren tatsächlich ist.

Risiko weiterer Wirbel-Frakturen erhöht

"Obwohl die Medizin die Vertebroplastie seit vielen Jahren nutzt, gab es bisher keine Studienresultate, die zeigten, ob die Wirksamkeit der Therapie auf den Zement-Injektionen, den Erwartungen der Patienten oder auf anderen Faktoren beruht", sagt Studienleiter David Kallmes. "Zement ist ein dauerhaftes Implantat, und es besteht die Sorge, dass er die Patienten dem Risiko zusätzlicher Wirbel-Frakturen aussetzt."

Die Mediziner behandelten rund 130 Patienten entweder per Vertebroplastie oder aber mit einer Scheinoperation, bei der kein Zement in den Wirbel gespritzt wurde. Einen Monat nach dem Eingriff hatten sich die Schmerzen und die Beweglichkeit in beiden Gruppen gleichermaßen gebessert, wie die Mediziner im "New England Journal of Medicine" berichten. "Wir behaupten nicht, dass die Vertebroplastie nicht funktioniert, denn irgendwie tut sie das", so Kallmes. "Aber in beiden Patientengruppen besserten sich Schmerz und Funktionsfähigkeit nach einem Monat gleichermaßen, egal ob ihnen Zement injiziert wurde oder nicht." (APA)