Bild nicht mehr verfügbar.

Nerd-Brille und schwarze Lederjacke vor einem prototypischen Highschool-Spind: John Hughes 1984

Foto: AP/Paramount

Bild nicht mehr verfügbar.

Ebenfalls extremely Eighties: Matthew Brodericks schlawinerisches Auftreten in der Titelrolle von "Ferris Bueller's Day Off" von 1986

Foto: AP/Paramount

Los Angeles - Hollywoods Multitalent John Hughes, der unter anderem die Erfolgskomödie "Kevin - Allein zu Haus" ("Home Alone") produzierte, erlitt am Donnerstag einen tödlichen Herzinfarkt. Der 59-jährige Regisseur, Drehbuchautor und Produzent sei bei einem Spaziergang in New York plötzlich zusammengebrochen.  In New York war der in Michigan geborene Hughes, um den es in den vergangenen Jahren still wurde und der sich nur selten fotografieren oder interviewen ließ, auf Verwandtenbesuch.

In den 1980er Jahren, einem Jahrzehnt, in dem sich das offizielle US-Amerika kulturell in weiten Bereichen einer Neubelebung der Werte der 1950er Jahre verpflichtet fühlte, etablierte sich Hughes - nach schreiberischen Anfängen als Werbetexter und im "National Lampoon's"- Komödiantenteam - schnell als liberales Gewissen, als Autor wie Regisseur als Neudefinierer des Begriffes eines "Feelgood"-Kinos.

Von seinem Regiedebüt "Das darf man nur als Erwachsener" ("Sixteen Candles", 1984) über "Der Frühstücksclub" ("The Breakfast Club", 1985, beide jeweils mit Molly Ringwald in der Hauptrolle) und "Weird Science" (1986) bis zu "Ferris macht blau" ("Ferris Bueller's Day Off", 1986) und "Uncle Buck" (1989, mit einem formidablen John Candy) argumentierte er gekonnt und nuanciert für Selbstdefinitionsrechte von Teenagern.

Der Beastie-Boys-Slogan "Fight For Your Right ... To Party" schlug einen vergleichbaren Tonfall an, ein "John-Hughes-Film" wurde schnell zu einer Art von Markenzeichen. Hughes förderte nachhaltig Jungschauspieler - "Brat Pack" war der stehende Begriff - wie John Cusack,  Molly Ringwald, Judd Nelson, Anthony Michael Hall, Emilio Estevez, Ally Sheedy, Mary Stuart Masterson, Rob Lowe, Demi Moore, Charlie Sheen, Kiefer Sutherland oder Matthew Broderick.

Schon für "Pretty in Pink" (1986, Regie: Debütant Howard Deutch) schlüpfte er in die Produzentenrolle, künftig sollte dies seine eigentliche Stärke werden - und sehr schnell auch im Feld der breiten Familienunterhaltung: etwa bei der "Kevin"/"Home Alone"-Serie ab 1990, bei den "101 Dalmatinern" (1996), bei "Flubber" (1997). "Curly Sue - Ein Lockenkopf sorgt für Wirbel" (1991) sollte seine letzte Regiearbeit sein, 2002 schrieb er das Drehbuch für "Manhattan Love Story".

Würdigungen

Hughes' Erfolgskonzept, das einst Millionen Fans zum Lachen brachte und der Filmindustrie Rekordsummen bescherte, ist heute noch Vorbild für Filmschaffende wie Ben Stiller, Vince Vaughn, Wes Anderson und Judd Apatow. "John Hughes hat einige der besten Außenseiter-Charaktere aller Zeiten erfunden", schwärmte Apatow im vergangenen Jahr in der "Los Angeles Times".

"Ich war ein Fan seiner Arbeit und seiner Person", sagte der heute 29-jährige  Macaulay Culkin, der mit der "Kevin"-Serie zum globalen Kinderstar wurde: "Die Welt hat nicht nur einen vollkommenen Filmemacher verloren, dessen Einfluss noch über Generationen zu spüren sein wird, sondern auch einen großartigen und anständigen Menschen."

Hughes habe einen "besseren Draht zu jungen Leuten" gehabt als alle anderen in Hollywood, würdigte ihn der Schauspieler Ben Stein, der in "Ferris macht blau" den boshaften Lehrer spielte, im Fox Business Network:  "Ich glaube nicht, dass jemand an ihn als Poet der amerikanischen Jugend in der Zeit seit dem Krieg herankommt. Er war für sie, was Shakespeare für die elisabethanische Zeit war."

In den vergangenen Jahren widmete sich John Hughes "Variety" zufolge hauptsächlich dem Feld der Filmförderung und seiner Familie. In seinem Heimatstaat Illinois bewirtschaftete er eine große Farm. 39 Jahre war er mit Ehefrau Nancy verheiratet, das Paar hat zwei Söhne und vier Enkelkinder. (red/APA)