London - Angesichts von Sorgen vor einer Kreditklemme weitet Großbritanniens Notenbank ihren Kampf gegen die Rezession abermals aus. Die Bank von England (BoE) beschloss am Donnerstag, die für den Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren zur Verfügung stehende Summe auf 175 Mrd. Pfund (205 Mrd. Euro) aufzustocken - 25 Mrd. Pfund mehr als ursprünglich von der Regierung genehmigt.

Zwar zeichne sich eine langsame Stabilisierung der Wirtschaft ab und die Geschwindigkeit des Abschwungs habe abgenommen, die Lage bleibe aber unsicher, urteilten die Notenbanker. Zudem gehe die Kreditvergabe an Unternehmen zurück - obwohl es erste Anzeichen für eine Verbesserung der Kreditkonditionen gebe.

An den Märkten gab das britische Pfund gegenüber Euro und Dollar zum Teil kräftig nach. Kaum ein Experte hatte mit einem so starken Aufstocken des Ankaufprogramms gerechnet. Analysten sahen darin ein Anzeichen dafür, dass die Notenbank ernsthafte Sorgen über die Aussichten für die Wirtschaft und vor einer Kreditklemme habe. "Die Kreditvergabe der Banken an die Wirtschaft bleibt sehr schwach und die Spannen bei Bank-Darlehen sind erhöht; das ist eine ernsthafte Bedrohung für eine Erholung der Konjunktur", sagte Howard Archer von Global Insight. Zudem stehe die Wirtschaft derzeit auf wackeligen Füßen, betonte Philip Shaw, Chefvolkswirt bei Investec.

Leitzins unverändert

Die Notenbank geht davon aus, dass die Käufe drei Monate lang fortgeführt werden. Den Leitzins beließen die Währungshüter wie erwartet bei 0,5 Prozent. In der Euro-Zone liegt das Zinsniveau weiterhin bei 1,0 Prozent, wie die Europäische Zentralbank ebenfalls am Donnerstag entschied.

Die britischen Notenbanker betonten die zögerliche Kreditvergabe der Banken. So müssten die Geldhäuser ihre Bilanzen sanieren, das schränke ihre Möglichkeiten zur Darlehensvergabe ein. Dabei hätten sich die Finanzmärkte etwas entspannt, und die Möglichkeiten der Banken, sich mit frischen Geld zu versorgen, seien etwas gestiegen. Auch die Konjunkturaussichten hätten sich verbessert. Es gebe Signale für eine Konjunkturbelebung bei den wichtigsten britischen Exportpartnern, erklärte die Notenbank. "Die Zuversicht bei Verbrauchern und Unternehmen ist gestiegen, wenn auch von einem sehr niedrigen Niveaus aus, auf das wir nach der Finanzkrise im vergangenen Herbst gefallen sind." Allerdings sei die Rezession schwerer ausgefallen als zunächst angenommen.

Die Notenbank stand vor einer schwierigen Entscheidung: Die Geldpolitik angesichts der aufgehellten Konjunkturaussichten zu früh zu straffen hätte die Rezession in Großbritannien möglicherweise verlängert. Lässt sie aber die Geldpresse zu schnell rotieren, birgt das in der Zukunft Inflationsgefahren. Sorgen vor einem Anspringen der Teuerungsrate hatten die Notenbanker nach eigenen Angaben nicht: Die Wirtschaft habe immer noch mit massiven Überkapazitäten zu kämpfen, das dämpfe den Preisauftrieb auf mittlere Sicht. (APA)