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Der weibliche Körper schützt sich mit Bauchfett vor Infektionen

Foto: APA/Barbara Gindl

Mal abgesehen davon, dass High Heels auf Dauer dem Rücken schaden, enge Hosen wie Verhütungsmittel wirken, Plateausohlen Unfälle begünstigen und der String-Tanga angeblich für Hämorrhoiden und Pilzinfektionen im Genitalbereich sorgt, ist in den letzten Jahren auch die Hüfthose in den Blickpunkt gesundheitlicher Betrachtungen gerückt. Im Unterschied zur "gewöhnlichen" Hose sitzt der Bund dieses knappen Teils nicht in der Taille, sondern wesentlich tiefer auf den beiden Hüftknochen. Bevorzugt kombiniert wird es mit einem nicht weniger knappen Oberteil, das den Blick auf den Bauchnabel dann endgültig frei gibt.

Zum Schutz vor der Kälte

Ein luftiger Modetrend, der gerne in Kontext mit Blasen- und Nierenbeckenentzündungen gebracht wird. Und manch einer wähnt hinter dem Fettverteilungsmuster junger Mädchen von heute eine Entwicklung, die der weibliche Körper zum Schutz vor urologischen Infektionen in die folgende Richtung gebracht hat: Es bleibt jedem selbst überlassen, ob er diese Betrachtungsweise auch teilt, aber angeblich ist es den Hüfthosen zu verdanken, dass die weiblichen Rundungen im letzten Jahrzehnt vom Becken hinauf in den Hüft- und Bauchbereich gewandert sind.

Unklare Zusammenhänge

Wer es einmal erlebt hat, der weiß zumindest was er riskiert: Sowohl die Blasenentzündung, wie auch die akute Nierenbeckenentzündung sind äußerst schmerzhafte Angelegenheiten. Letztere geht mit einem schweren Krankheitsgefühl einher und ist von hohem Fieber und erschwertem Harnlassen begleitet. In der Regel entwickelt sich diese aus einer aufsteigenden Harnwegsinfektion. Die krankmachenden Keime wandern über die Harnröhre zur Blase und über die beiden Harnleiter aufwärts bis in das Nierenbecken.

Genau dieser Punkt lässt allerdings Zweifel darüber aufkommen, warum die bauchfreie Mode der Gesundheit von Blase und Niere überhaupt gefährlich werden kann. Denn wie erklärt sich das Eindringen von Bakterien in den Urogenitaltrakt, wenn die Nierengegend unbedeckt ist und sich die Temperaturen im Minusbereich bewegen? Über Zusammenhänge wird nur gemutmaßt. Eine Theorie wie Kälte eine Harnwegsinfektion begünstigen könnte: Kühle Gewebetemperatur lässt Abwehrzellen des körpereigenen Immunsystems weniger effizient arbeiten und erleichtert damit Keimen das Eindringen in den Organismus.

Kann nicht schaden

Bewiesen ist das noch nicht. Trotzdem hat sich die Mehrzahl der Nephrologen und Urologen auf die Empfehlung geeinigt, diesen Bereich des Körpers vor Kälte und Unterkühlung zu schützen. Natürlich, jedes Wetter verlangt auch nach seiner richtigen Kleidung. Aus medizinischer Sicht ist aber gegen ein bisschen Haut bei den Temperaturen derzeit, wohl nicht viel einzuwenden. (Regina Philipp, derStandard.at, 06.08.2009)