Ramallah - Die Fatah von Präsident Mahmoud Abbas ist die stärkste Komponente der 1964 gegründeten Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Sie verlor Anfang 2006 die zweiten allgemeinen Wahlen, die im Gazastreifen und im Westjordanland durchgeführt wurden, gegen die außerhalb der PLO stehende Hamas. Der blutig ausgetragene Machtkampf zwischen den beiden Organisationen führte 2007 zur faktischen Trennung von Gazastreifen und Westjordanland.

Der Name "Fatah" wurde aus einem Anagramm gebildet, den Anfangsbuchstaben der arabischen Worte "harakt attahrir al-watani al-filastini" ("Palästinensische Nationale Befreiungsbewegung"). In der richtigen Reihenfolge heißt das arabische Wort "Hatef", der "Tod", von hinten gelesen "Fatah", die "Eroberung" oder die "Öffnung."

Kritik an Korruption

Gegründet wurde die Organisation 1958 im Exil in Kuwait von jungen Intellektuellen, die sich am algerischen Unabhängigkeitskrieg gegen die Franzosen orientierten. Schwerpunkt war nicht der arabische Nationalismus, sondern die "Befreiung Palästinas" in einem internationalen Kontext des "Kampfes gegen Kolonialismus und Imperialismus". Die Führung lag bei Yasser Arafat, nach dessen Tod Ende 2004 zunächst Farouk Kaddoumi (Kaddumi) Vorsitzender wurde, bevor Abbas, der Nachfolger Arafats als palästinensischer Präsident, auch den Fatah-Vorsitz übernahm.

Der heillos zerstrittenen Fatah laufen mehr und mehr Mitglieder davon, die der seit Jahrzehnten von Arafat-Vertrauten gestellten Führung Korruption und Unfähigkeit vorwerfen. Die von Abbas eingesetzte Regierung unter dem nicht zur Fatah gehörenden Premier Salam Fayyad stößt auf immer größere Ablehnung. Doch die europäischen Geberländer haben Abbas nach palästinensischen Angaben unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie Fayyad weiter als Premier sehen wollen.

Wachsenden Einfluss haben innerhalb der Fatah die sogenannten Al-Aksa-Märtyrerbrigaden gewonnen. Sie traten seit Anfang 2002 als Drahtzieher von Selbstmordanschlägen auf. Die aus zahlreichen kleinen "Kampfeinheiten" bestehende Organisation trat unter diesem Namen erstmals im Juni 2001 in Erscheinung. Der Name soll an die Zusammenstöße vom September 2000 auf dem Jerusalemer Tempelberg erinnern, auf dem auch die Al-Aksa-Moschee steht. Diese Unruhen markierten den Beginn der Zweiten (bzw. Al-Aksa-)Intifada. Für die israelische Regierung gelten die Brigaden als bewaffneter Arm der Fatah.

Hamas (Abkürzung für "Bewegung des Islamischen Widerstandes") wurde 1987 zu Beginn des ersten Volksaufstands (Intifada) von Scheich Ahmed Yassin in Gaza gegründet, angeblich mit Unterstützung der israelischen Geheimdienste, die damit das Ziel verfolgten, Arafat politisch zu schwächen. Yassin hatte wiederholt erklärt, dass Selbstmordanschläge "bis zur Befreiung Palästinas" fortgesetzt würden. Yassin und sein Nachfolger Abdelaziz Rantisi wurden Opfer von "gezielten Tötungen" der israelischen Armee im Gazastreifen. Der jetzige politische Führer Khaled Mashaal hält sich zumeist in Syrien auf. Der militärische Arm der Hamas, "Brigaden Ezzedin al-Kassam", hat sich zu einer Reihe von Selbstmordanschlägen bekannt. (Ezzedin al-Kassam war ein arabischer Scheich, der 1935 im Kampf gegen die damalige britische Mandatsmacht umkam.) (APA/AP)