Wien - Manfred Wiedner, Chef der Christgewerkschaft der Post, benötigte in den vergangenen Tagen einige Nervenstärke. Das von ihm auf die Beine gestellte Volksbegehren gegen eine weitere Schließung von Postämtern drohte zu floppen, aber übers Wochenende wendete sich das Blatt. Wiedner freute sich über exakt 140.622 Unterschriften - die Postämter müssen damit vom Parlament behandelt werden.

Im Detail fiel das Ergebnis differenziert aus. Nur 8832 Wiener gaben ihre Stimmen für "Stopp dem Postraub" ab. Das Begehren landete hier auf dem letzten Platz. Noch zurückhaltender waren die Niederösterreicher: Gerade einmal 159 St. Pöltner leisteten ihre Unterschrift. Auch die Tiroler und Vorarlberger warfen sich dafür nicht in die Bresche, obwohl die Pflicht zur flächendeckenden Versorgung in den gebirgigen Regionen als besonders wichtig gilt. Viel Zuspruch gab es in Salzburg und im Burgenland.

Unterstützung im Parlament sicherten Grüne und FPÖ zu. Bei der Christgewerkschaft selbst herrschte Jubelstimmung. Ihr Bundeschef Norbert Schnedl pochte erneut auf eine Bestandsgarantie für die verbliebenen Postämter. Es gehöre zudem sichergestellt, dass der Kollektivvertrag für alle Post-Beschäftigten im Zustellbereich gelte.

Fritz Neugebauer, Chef der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, attackierte den Post-Vorstand frontal. Er warf ihm vor, Mitarbeiter unter Druck gesetzt zu haben, das Begehren nicht zu unterstützen. Der Vorstand habe ihnen mittels Rundschreiben unter Androhung einer Entlassung untersagt, einen Aufruf für das Volksbegehren zu affichieren, sagte er. Das sei "demokratiepolitisch eine Sauerei der Sonderklasse und letztklassig".

Ein Sprecher der Post wies die Vorwürfe zurück. Es gebe lediglich eine Mail der Konzernleitung, wonach auf Dienstfahrzeugen keine Werbung für das Volksbegehren zu machen sei, weil dies unzulässig sei. Eine Entlassungsdrohung habe es nicht gegeben. (APA, vk, DER STANDARD, Printausgabe, 5.8.2009)