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Magere Zeiten: Prada steht bei den Banken mit hunderten Millionen Euro in der Kreide. Ein internationaler Fonds soll für ein Drittel des Konzerns bieten.

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Mailand - Die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise auf Italiens Modesektor werden immer deutlicher. Internationale Investoren aus Katar und Indien wollen die hochverschuldeten Luxuslabels übernehmen. Umschuldungen sind derzeit bei Prada und Mariella Burani Fashion Group im Gange. Gegen Letztere ermittelt die Staatsanwaltschaft. Das seit dem Jahr 2000 börsennotierte Unternehmen steht im Verdacht, Kursmanipulationen und Bilanzfälschungen vorgenommen zu haben. Der Konzern hat die Gerüchte bislang nicht dementiert.

Nachdem der Modekonzern Ittierre mit der Luxusmarke Gianfranco Ferré bereits im Frühjahr unter eine Zwangsverwaltung geriet, hat sich nun ein Investor gefunden, der die Pleitemarke Ferré übernehmen will. Es handelt sich um Usha Mittal, die Frau des indischen Stahlunternehmers und Milliardärs Lakshmi Mittal. Auch beim Trendsetter Prada soll ein ausländischer Investor einsteigen. Dem Vernehmen nach sind Verhandlungen mit einer Fondsgesellschaft aus Katar im Gange, welche eine Beteiligung bis zu 30 Prozent anpeilt. Prada mit einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro hat erst kürzlich mit den Banken ausgehandelt, die fälligen Schulden in Höhe von 450 Millionen Euro bis 2012 aufzuschieben.

Verdacht auf Bilanzfälschung

Schlimm sieht es bei dem auf erschwingbare Luxusmode konzentrierten Konzern Mariella Burani Fashion Group (MBFG) aus. Laut der Tageszeitung La Repubblica ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Kursmanipulation und Bilanzfälschung. Angeblich haben die in letzter Zeit getätigten Käufe und Verkäufe dazu gedient, die Kurse des börsennotierten Unternehmens aufzublähen, um den wahren Schuldenstand zu verschleiern.

MBFG mit einem Umsatz von 580 Mio. und Nettoschulden von 400 Mio. Euro war bis vor wenigen Jahren Großaktionär bei der österreichischen Textilkette Don Gil, hat aber seine Anteile dann an einen Investmentfonds und die Manager verkauft.

Am Rande der Pleite steht auch eines der größten Brillenunternehmen des Landes, Safilo. An dem angeblich konkursreifen Brillenhersteller aus Nordostitalien interessieren sich unter anderem auch der Textilunternehmer Antonio Favrin (Ex-Marzotto).

Auch in den hochverschuldeten Modekonzern Valentino Fashion Group (VFG) ist Bewegung geraten. Laut dem Wirtschaftsmagazin Il Mondo steht zur Diskussion, die rentable Tochter Hugo Boss aus der Valentino Gruppe auszugliedern. Auf diese Weise könnten die auf 2,5 Milliarden Euro angewachsenen Schulden gesplittet werden.

Hugo Boss ist mit einem Umsatz von 1,69 Mrd. Euro fast dreimal so groß wie Valentino und ihren Marken Valentino, Marlboro Classic und die Lizenz von Missoni. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, Printausgabe, 5.8.2009)