Noch Ende Juni hatten 1.000 Siemensianer der Software-Sparte SIS wieder gegen den dort geplanten Personalabbau demonstriert - nun gibt es eine Atempause: Bis Ende November erfolgen bei SIS in Österreich keine Kündigungen. Mitarbeitern, die freiwillig gehen, wird eine Abfindung ausbezahlt. Über diese Einigung, die in Marathonverhandlungen unter Einbeziehung der Gewerkschaft GPA erzielt wurde, berichtete am Dienstag WirtschaftsBlatt.at im Internet.

Ein allfälliger Abgang eines Mitarbeiters solle mit Geld versüßt werden

Siemens-Zentralbetriebsrat Fritz Hagl hatte zuletzt von einem Jobabbau in zwei Etappen gesprochen, den es laut SIS-Betriebsrat Ataollah Samadani nun aber nicht geben wird. Zumindest bis Ende November werde es keinen Jobabbau geben. Bis dahin werde seitens der Unternehmensführung schriftlich auf Kündigungen verzichtet. Und: Ein allfälliger Abgang eines Mitarbeiters solle mit Geld versüßt werden. Die Höhe der Abfindung werde derzeit noch errechnet.

Bestätigt

Insgesamt sollen bei Siemens Österreich wie berichtet 900 Mitarbeiter gehen müssen - neben geplanten 600 bei der Softwaresparte SIS auch 300 bei VAI Metalltechnik. Diese Größenordnungen wurden zuletzt vorigen Donnerstag vom Siemens Konzern in Deutschland anlässlich der Drittquartalszahlen bestätigt. Während bei SIS zuletzt noch verhandelt wurde, läuft bei VAI bereits ein Sozialprogramm. Insgesamt will sich der deutsche Siemens-Konzern im laufenden Geschäftsjahr 2008/09, das am 30. September endet, von 1.600 Mitarbeitern trennen. Weltweit waren es zuletzt 409.000 Beschäftigte.

Weiterer Abbau von Tausenden Stellen?

Analysten der WestLB rechnen allerdings mit einem weiteren Abbau von Tausenden Stellen bei Siemens. Im kommenden Geschäftsjahr 2009/10 würden nach den neuesten Schätzungen Restrukturierungskosten von 305 Mio. Euro im Industriesektor anfallen, stellte Analyst Thomas Langer in einer am Montag dieser Woche veröffentlichten Studie fest. Siemens lässt sich nach Angaben von Finanzchef Joe Kaeser den Abbau eines Arbeitsplatzes 60.000 bis 70.000 Euro kosten. Demzufolge stehen nach Erwartung des Branchenexperten zwischen 4.400 und gut 5.000 Jobs bei dem Technologiekonzern vor dem Aus. Weitere Sanierungskosten könnten in der IT-Sparte SIS hinzukommen, hieß es in der Studie. (APA)