Wien - Nach der Aufregung um die Aussagen von Ludwig Adamovich rund um die Ermittlungen im Fall Kampusch hat die Oberstaatsanwaltschaft Wien eingegriffen. Diese Aufsichtsbehörde der ermittelnden Staatsanwaltschaft Wien hat den Fall nun direkt an sich gezogen. Darüber hinaus wird kein Wiener Ankläger die Sache betreuen, sondern Thomas Mühlbacher, der erste Oberstaatsanwalt in Graz.

Der Hintergrund: Zwischen der Kampusch-Sonderkommission im Bundeskriminalamt und der Justiz war in den vergangenen Monaten ein Kleinkrieg entbrannt. Die Ankläger wollten von der Polizei die Vernehmung von Personen in Kampuschs Umfeld. Die Polizei argumentierte, sie wolle zuerst wissen, was das Opfer überhaupt gesagt hat und daher in die Einvernahmeprotokolle schauen.

Das ist in der Zwischenzeit geschehen - aufgrund der Vermittlung von Mühlbacher, der im Juni schon einmal kurz eingebunden worden ist. Er soll nun offenbar die Front auf der Staatsanwaltschaftsseite aufbrechen, Adamovich wiederum auf die Polizeiermittler einwirken. "Wenn diese Ermittlungen abgeschlossen sind, wollen wir uns alle zusammensetzen und weitere Schritte beraten", sagt der Wiener Oberstaatsanwalt Werner Pleischl. "Das könnte in der zweiten Septemberhälfte sein." (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 05.08.2009)