Jeder zehnte Österreicher glaubt, dass er schon einmal abgehört wurde. Die Umfrage wies leider nicht aus, ob in dem Sample vielleicht überdurchschnittlich viele Hans-Peter-Martin-Wähler waren, die sich von der EU belauscht fühlen. Jedenfalls ist die Zahl der Menschen, die glauben, dass es bei ihnen etwas Nennenswertes zu spionieren gibt und dass dies anonyme Mächte zu Lauschangriffen motiviert, in Ostösterreich signifikant höher. Hier ist das Unsicherheitsgefühl ja auch stärker ausgeprägt, wie das Beispiel von Herrn „Herbert Schlemmer, Mistelbach" zeigt, der seinen Ängsten prominent auf der Leserbriefseite der Krone Ausdruck verleihen darf: „Sicheres Österreich? - Bei jedem allerkleinsten Geräusch stehe ich auf, die geladene Waffe in Anschlag!" 

Da man aus ähnlichen Fällen weiß, dass Waffenbesitzer bei verdächtigen Geräuschen gerne ein Familienmitglied oder den Hund mit einem Einbrecher verwechseln, sollte die Waffenscheinbehörde vielleicht ein Gespräch mit Herrn Schlemmer suchen. Bei den einigen Hunderttausend Österreicherinnen und Österreichern, die sich abgehört wähnen, ist allerdings so etwas leider nicht möglich. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 4.8.2009)