Draußen ist es heiß, und es stürmt. Passenderweise gibt es Sex. Im Fernsehen. Nein, nicht wieder Emanuelle. (Kommt bestimmt noch.) Diesmal nähert sich der ORF unverstaubt über die theoretische Seite und schmettert die vierteilige US-Doku-Serie Sex: The Revolution aus 2008 hinein in die sonntagabendlichen Wohnzimmer.

Foto: ORF/Telcast

Hinaus aus der Prüderie zu kommen war eine der sozialen Hauptaufgaben der 50er-Jahre, weil Moralisten sich ans Warten auf wahre Liebe klammerten. Und bis Bill "die Zigarre" Clinton mit einem zugegebenen "nicht angemessenen Verhältnis zu Frau Lewinsky" als Präsident wiedergewählt wurde, war es noch ein langer Weg.

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Zum Beispiel hat Cybill Shepherds Mutter damals zu ihrer Tochter über Sex gesagt: "Selbst wenn man verheiratet ist, ist es schrecklich. Aber mach' es ja nie vorher und vor allem sprich nicht darüber." Vor allem gesprochen wird jetzt darüber, am liebsten öffentlich.

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Alfred Kinsey musste dafür einen Report schreiben und Hugh Hefner unschuldig aussehende Frauen ausziehen und zwischen Namen wie Ernest Hemingway, Jack Kerouac und Tennessee Williams montieren, während er sich gegen den Vorwurf der "Postverschmutzung" verteidigte.

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Im lauen Sommerabend zerbröckelt diese schöne Story in ein Stakkato aus Film- und Zitatfetzen. Denn zeitgemäße Infotainment-Orgien bereiten auch Zeitgeschichte zur endlosen Abfolge von Quickies auf. (Alois Pumhösel, DER STANDARD; Printausgabe, 4.8.2009)

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