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"Ein ruhiger Kerl, der Gas gibt": Christopher Trimmel.

Foto: APA/EPA/Oczeret

Wien - Christopher Trimmel steht nach wie vor in der Ausbildung. Das Sportstudium lässt der 22-jährige Burgenländer zwar ruhen, keine Zeit, da sind ihm in den vergangenen Monaten einige Dinge dazwischengekommen. Vor allem Rapid. Jedenfalls hat der in der 46. Minute für Christopher Drazan eingewechselte Trimmel am Sonntagnachmittag gegen Austria Kärnten drei Tore geschossen (Endstand 5:1). Innerhalb von sechs Minuten, zwischen der 85. und 91 Minute, schlug er zu. Nur Hans Krankl ist in Österreichs Fußball-Hattrick-Geschichte schneller gewesen. Er benötigte 1977 beim nie gefährdeten 11:1 Rapids gegen den GAK drei Minuten.

"Lasst ihn in Ruhe den Erfolg genießen", sagte Trainer Peter Pacult, und er meinte natürlich Trimmel. Der hielt sich brav an das Sprechverbot, Rapid will seine aufstrebende Jugend nicht sofort der Öffentlichkeit zum Fraß vorwerfen. Pacult über Trimmel: "Er besitzt die notwendige Grundschnelligkeit, scheut nicht das Duell eins gegen eins, das Gesamtpaket passt." Kapitän Steffen Hofmann beschreibt ihn als "schnell, robust, selbstbewusst. Ein ruhiger, lieber Kerl, der immer Gas gibt."

Rapids Liste ist umfangreich, das Schweigen wird quasi immer lauter. Da tauchen über Nacht blutjunge Kicker auf, Ümit Korkmaz (bei Frankfurt), Philipp Prosenik (bei Chelsea), Drazan, Yasin Pehlivan oder Trimmel. Man hat sich den Titel "Ausbildungverein" umgehängt, und der ist kein Mäntelchen, sondern ein Pelz. Pacult hält ihn für ein Modewort. "Natürlich ist ein System da. Es lebt aber auch von gewissen Zufälligkeiten."

Sportdirektor Alfred Hörtnagl lehnt den Begriff "Zufälligkeit" in diesem Zusammenhang strikt ab. "Unsere Philosophie, die Spieler selbst zu entwickeln, greift. Ich empfinde Demut, dass es so gut klappt. Es wird auch schwierigere Zeiten geben."

Dass Trimmel just an dem Tag gegeigt hat, an dem Erwin Hoffer rührselig verabschiedet wurde, dürfe man, so Hörtnagl, nicht überinterpretieren. "Das wäre zu pathetisch. Der Wechsel von Hoffer nach Neapel ist ein Aderlass, den wir in Zukunft noch spüren werden."

Am Montag durfte mit Trimmel Kontakt aufgenommen werden, er selbst hält die Abschottung für "vernünftig. Obwohl sie bei mir nicht notwendig wäre. Ich bin kein Kind mehr, hebe nicht ab." Er besucht die verpflichtende Medienschulung, Rapids Lehrer heißt Peter Elstner, der stammt aus einer Zeit, als der ORF legendär war. Trimmel: "Ich stehe in Ausbildung."

Unmittelbar nach dem Hattrick habe er, öffentlich schweigend, Euphorie empfunden. "Heute ist das Vergangenheit, der Alltag ist eingekehrt." Bis vor einem Jahr stürmte Trimmel in der burgenländischen Landesliga für Horitschon, dort wurde manchmal sogar zweimal in der Woche trainiert. Wechsel zu den Amateuren Rapids, Aufnahme in den Kader der großen Kampfmannschaft. Trimmel: "Die Umstellung war doppelt schwierig. Meine Schnelligkeit ist kein Geschenk Gottes, sondern Resultat harter Arbeit. Ich bin extrem ehrgeizig."

Trimmel schwafelt nicht übers Nationalteam oder vom Ausland. "Das nächste Ziel kann nur der Stammplatz sein." Sein Vorbild? "Klubkollege Andreas Dober. Er sitzt gerade neben mir im Auto." Genug gesagt. Vorerst. (Christian Hackl, DER STANDARD, Dienstag, 4. August 2009)