Ausgerechnet die Eröffnung der Salzburger Festspiele nutzte der Schrifsteller Daniel Kehlmann zu einer großen Philippka gegen das "Regietheater". Regietheater, das ist ja so ein Kampfbegriff, gerne als Chiffre gebraucht für alle modernistischen Tendenzen, die der betuliche Kleinbürger nicht mehr versteht. Seitdem sich nicht mehr so leicht gegen die abstrakte Malerei oder die Fäkalkunst schimpfen läßt und auch die Klassifizierung von Popmusik als "Lärm" nicht mehr so gut kommt, sind Injurien gegen das Regietheater das letzte, worauf sich behäbige Bildungsbürger allgemein zu einigen vermögen. Hamlet im Business-Anzug! Dialoge im Chor gesprochen! Igitt! Aber ohne das Innovative, Experimentelle und Provokante, das stets von den Kehlmanns ihrer jeweiligen Zeit bekämpft wurde, hätte es nie einen Fortschritt in der Kunst gegeben.