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Die Bombe auf Mallorca war mit Zeitzünder ausgestattet

Foto: AP/Mielniezuk

Palma de Mallorca - Auch zwei Tage nach dem tödlichen Bombenanschlag auf Mallorca hat es keine heiße Spur zu den Attentätern gegeben. Medienberichten zufolge fahndete ein Großaufgebot von 1600 Beamten bis Samstagnachmittag erfolglos nach den Urhebern der Tat, die von den spanischen Ermittlern der baskischen ETA zugeschrieben wird. Die Täter könnten demnach bereits vor dem Anschlag in Palmanova von der Insel geflohen sein.

Nach Medienangaben wurde weiter nach einem Paar gesucht, das sich kürzlich ein Zimmer in einem Hotel auf Mallorca gemietet hatte. Am Samstag durchkämmten die Beamten erneut die Ferieninsel und kontrollierten insbesondere Passagiere von Flugzeugen und Schiffen. "Es soll niemand Mallorca verlassen, ohne identifiziert zu werden", sagte der Präfekt der Balearen, Ramon Socias. Auch Hotels wurden systematisch daraufhin überprüft, ob sie womöglich Mitglieder der baskischen Untergrundorganisation ETA beherbergen. Es handelte sich um die größte Fahndungsaktion in der Geschichte der Balearen-Insel.

Verzögerungsmechanismus

Der am Auto der beiden getöteten Polizeibeamten befestigte Sprengsatz sowie eine später kontrolliert gezündete Bombe an einem weiteren Polizeiwagen seien mit einem Verzögerungsmechanismus und einem Bewegungsmelder ausgestattet gewesen, berichteten die Zeitungen "El Pais" und "ABC" unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Der Sprengsatz sei so eingestellt gewesen, dass er erst Stunden nach dem Start des Wagens explodierte. Die Bomben könnten demnach schon am Vorabend angebracht worden sein, und den Attentätern wäre so genügend Zeit geblieben, vor Beginn der Großfahndung aus Mallorca zu fliehen.

Juan Carlos: ETA-Terroristen "auf Kopf hauen bis sie erledigt sind"

 Das spanische Königspaar ist am Samstag in der von einem Terroranschlag erschütterten Mittelmeerinsel Mallorca eingetroffen, um dort seinen traditionellen Sommerurlaub anzutreten. Gefragt, wie sich der Rechtsstaat gegenüber den ETA-Terroristen verhalten solle, antwortete König Juan Carlos nach Angaben der Zeitung "El Pais": "Man muss ihnen solange auf den Kopf hauen, bis sie erledigt sind." Als ein Journalist vom Monarchen wissen wollte, ob er angesichts der Ermordung zweier Polizisten keine Angst auf Mallorca verspüre, meinte Juan Carlos: "Mir geht es ausgezeichnet, ich fühle mich völlig sicher". Das mutmaßlich von der baskischen Untergrundorganisation ETA organisierte Attentat hatte sich am Donnerstag nur acht Kilometer von der Sommerresidenz des Königspaares, des Palacio de Marivent, ereignet.

Auf Mallorca herrschen wegen der Ankunft von Juan Carlos und Dona Sofia sowie wegen der Jagd nach den Terroristen schärfste Sicherheitsvorkehrungen. "Die Mausefalle ist noch nicht zugeschnappt, doch sie könnte..:", zitierte "El Pais" die Einschätzung von Polizeivertretern. Auf den Flughäfen und in den Häfen werden weiterhin zehntausende Reisende kontrolliert. Experten werten zugleich tausende Fotos und Bilder von Überwachungskameras aus, in der Hoffnung, den Tätern auf die Spur zu kommen.

In Deutschland warnte der Tourismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Ernst Hinsken, vor Panik. Es gebe "keinen Grund, von Reisen nach Spanien abzuraten", sagte er der "Passauer Neuen Presse" vom Samstag. Nach Hinskens Einschätzung ist allerdings von einer neuen Qualität des ETA-Terrors auszugehen. "Vor Anschlägen auf touristische Ziele wurde bisher immer gewarnt, wenn Gefahr für Unbeteiligte bestand. Das war dieses Mal nicht der Fall", sagte der Tourismusbeauftragte.

Die Regionalregierung der Balearen entschuldigte sich bei den Mallorca-Urlaubern für die Unannehmlichkeiten, die den Touristen durch die verschärften Sicherheitsvorkehrungen entstanden sind. "Wir danken den Touristen für die Geduld und die Solidarität, die sie in dieser Extremsituation bewiesen haben", heißt es in einer in Palma de Mallorca veröffentlichten Erklärung. Mallorca werde auch in Zukunft ein attraktives und sicheres Reiseziel sein. (APA)