Heute ist Altinum, das vor 1500 Jahren aufgegeben wurde, von Feldern bedeckt. Das Ur-Venedig besaß bereits einen Canal Grande.

Foto: A. Ninfo

Padua/Washington - Man weiß von ihr schon seit ein paar Jahrhunderten und wusste, wo sie lag. Aber wie Altinum, die einzige größere römische Stadt der nördlichen Adria zur Römerzeit, wirklich aussah, das konnten italienische Archäologen jetzt erst mittels spezieller Luftaufnahmen rekonstruieren. Dabei zeigte sich, dass bereits die Vorläuferstadt Venedigs einen Canal Grande besaß, wie Forscher um Andrea Ninfo von der Universität Padua im Wissenschaftsjournal Science (Bd. 325, S. 577) schreiben.

Römischer Kreuzungspunkt

Heute liegt Altinum sieben Kilometer nördlich von Venedig - zwischen dem heutigen Badeort Jesolo und dem Flughafen Marco Polo. Vor 2000 Jahren kreuzten sich dort zwei römische Handelsstraßen: die Via Annia, die entlang der Adria verlief, sowie die Via Claudia Augusta, die weiter ins heutige Bayern führte.

Die ersten Spuren der Stadt sind rund 2700 Jahre alt. Ihre eigentliche Blüte war die Zeit zwischen 50 vor und 50 nach Beginn unserer Zeitrechnung, als auch die Monumentalbauten Altinums angelegt wurden. Die Umrisse dieser versunkenen Gebäude wie die Grundrisse der Stadt konnten nun mit speziellen Visualisierungstechniken sichtbar gemacht werden.

Die Forscher legten Aufnahmen aus dem Infrarotbereich über solche des sichtbaren Lichts. Das machte es möglich, Gebäude und Vegetation zu unterscheiden. Die digitale Rekonstruktion zeigte zudem, dass Altinum zwei bis drei Meter über dem damaligen Meeresspiegel lag und einen Kanal besaß, der durch die Stadt ging und sie mit der Lagune verband.

Der Anfang vom Ende der Stadt war ihre Eroberung durch den Hunnenkönig Attila im Jahr 452. Wenig später machte man sich an die Gründung Venedigs. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 01./02.08.2009)