Finanzwirtschafter Stefan Pichler, dem Steuergeld zu Diensten.

Foto: WU Wien

Das Wort ,spekulieren‘ ist ein Wort, das ich nicht verwende." Das ist schon mal eine gute Voraussetzung für seine neue Funktion. Denn Stefan Pichler wird jene Arbeitsgruppe leiten, die im Auftrag der Regierung ein "Instrumentarium zur Risikominimierung" für die Anlage von Steuergeld ausarbeiten soll - und das Wort "spekulieren" spielt dabei koalitionsintern eine heiß umstrittene Rolle.

"Es geht um Finanzinstrumente" , plädiert der 44-jährige Finanzwirtschafter - nicht Finanzwissenschafter, darauf legt er wert, die kümmern sich um den öffentlichen Sektor, seine Profession sind die Finanzmärkte - für eine Versachlichung der Debatte. Dazu passen dann Sätze wie: "Spekulation ist für mich neutral, weil nicht definiert, Risiko ist etwas Subjektives, es gibt kein Nullrisiko, vieles geht lang gut, und das Unwahrscheinliche schlägt dann doch zu." Was das alles für den Staat bedeutet, darüber werden Pichler & Partner bis Ende September nachdenken.

Darüber, dass er beim Thinktank für die Republik mitmachen will, musste der gebürtige Steirer, der seit 2003 an der WU Wien das "Institute for Banking and Finance" (im WU-Jargon das Finance-Institut) leitet, nicht lange nachdenken, darüber, ob er den Vorsitz übernehmen soll, sehr wohl.

Dass die Wahl auf den WU-Experten fiel, überraschte Rektor Christoph Badelt nicht, bringe dieser doch alles mit, was für diesen Job nötig sei: "Er ist ein ausgezeichneter Fachmann mit einem Schuss Pragmatismus und ein politisch denkender Mensch dazu."

An der Finanzwirtschaft haben Pichler "die Strukturen und Gesetzmäßigkeiten interessiert, weniger das Geld" . Und was macht er mit dem eigenen? "Mein Geld steckt in meinem Haus, der Rest auf dem Konto und auf Sparbüchern" , verriet er im Standard-Gespräch. Nur konsequent, dass er über sich selbst sagt: "Ich bin ein sehr sicherheitsliebender, kein risikofreudiger Mensch." Einen einzigen Kasinobesuch zu Grazer Studienzeiten gab es - ohne bleibende Erinnerung an Gewinne oder Verluste.

In seiner Freizeit fährt der Professor im Winter am liebsten Ski und im Sommer spielt er Beachvolleyball. Den Urlaub in Kärnten konnte der verheiratete Vater einer Tochter (9) und eines Sohnes (6) vor seiner Berufung in die Arbeitsgruppe noch unbeschwert genießen. Ja, seine Ferienlektüre erwies sich als perfekt gewählt: "... der Rest ist Österreich" beschreibt das Werden der Ersten Republik. Auch die hat schon so ihre Erfahrungen mit Finanzkrisen gemacht - Kapitel: Bankenkrise Ende der 1920er-Jahre. Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.7.2009)