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Demonstranten am Donnerstag in Teheran.

Foto: REUTERS/Stringer

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Nedas Grab, von einem Freund fotografiert. Das Totengedenken ist untersagt.

Foto: AP Photo/Courtesy Caspian Makan

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Neda Agha Soltan wurde bei einer Demonstration Ende Juni getötet und gab damit der Gewalt im Iran ein Gesicht. Ein kurzes Handyvideo ihrer letzten Sekunden, das im Internet verbreitet wurde, erlangte weltweite Bekanntheit. Neda wurde zur Ikone des Widerstandes.

Foto: AP Photo/Courtesy Caspian Makan

Teheran - Die iranischen Behörden haben, wie erwartet, das Totengedenken am 40. Tag nicht zugelassen: Am Friedhof Behesht-e Zahra in Teheran, wo sich am Donnerstag Oppositionelle am Grab der zur Symbolfigur aufgestiegenen Studentin Neda Agha-Soltan versammelten und Blumen ablegten, warteten schon die Sicherheitskräfte.

Als Mehdi Karrubi, ein Geistlicher und früherer Parlamentspräsident und Präsidentschaftskandidat, eintraf, begann die Polizei die Versammelten zu attackieren. Der mutmaßliche Wahlsieger vom 12. Juni, Mir-Hossein Mussavi, schaffte es noch auf den Friedhof, wurde dann jedoch auf dem Weg zum Grab abgedrängt.

Die Demonstranten riefen „Tod dem Diktator". Wieder kam es zu zahlreichen Verhaftungen. Unter dem Festgenommenen dürfte der international preisgekrönte iranische Filmregisseur Jafar Panahi (Dayereh / Der Kreis), seine Frau und ihre gemeinsame Tochter sein.

Die iranischen Behörden hatte die Versammlung nicht genehmigt, die anfangs ausdrücklich nur als religiöses Ereignis geplant war. Zum 40. Todestag sollte, wie üblich, der Koran rezitiert und gebetet werden. Trotz des Verbots kamen laut Augenzeugen Tausende Menschen. Nach der Auflösung der Menge - wobei auch Tränengas eingesetzt wurde -, hieß es in Teheran, dass noch am Abend eine Demonstration in der Stadt stattfinden sollte. An den üblichen Versammlungsorten war Teheran am frühen Abend jedoch von Sicherheitskräften völlig besetzt.

In Behesht-e Zahra liegen weitere 30 Opfer der Unruhen nach den gefälschten Präsidentenwahlen am 12. Juni begraben. Auch ihrer sollte gedacht werden, sowie der Toten, deren Schicksal verschleiert wird. In Teheran wird die Zahl 300 genannt. Die Familien sollen bei der Herausgabe der Leichen gezwungen worden sein, Dokumente zu unterschreiben, die falsche Todesursachen auflisten.

Täglich werden neue Details über Übergriffe auf Verhaftete und Folterungen bekannt. Ex-Präsident Mohammed Khatami forderte, die Verantwortlichen müssten vor ein Gericht gestellt werden. Zwar hat der religiöse Führer Ali Khamenei inzwischen die Schließung des Gefangenenlagers Kahrizak in der Nähe von Teheran angeordnet, die Gefangenen sollen nach Teheran überführt worden sein. Beobachter fürchten jedoch einen Trick, denn Parlamentarier hatten den Zugang zu dem Spezialgefängnis verlangt. „Heute ist man im Iran froh, wenn man nach Evin gebracht wird und nicht anderswohin", berichtete ein Teheraner am Telefon dem Standard. Evin galt bisher als das gefürchtetste Gefängnis im Iran.
Rund 2000 Menschen wurden bisher verhaftet, rund 250 sitzen weiter in Gefängnissen. Am Samstag soll der erste Prozesses gegen 20 Demonstranten beginnen, denen schwere Gewalttaten vorgeworfen werden. Am nächsten Mittwoch soll der angebliche Wahlgewinner, Mahmud Ahmadi-Nejad, zum zweiten Mal als Präsident vereidigt werden. (guha, DER STANDARD, Printausgabe, 31.7.2009)