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Die Karlsruher Handschrift C des Nibelungenliedes gilt als die älteste der erhaltenen Handschriften aus dem 13. Jahrhundert.

Foto: APA/Uli Deck

Bonn - Die Dichtung um den Drachentöter Siegfried und seine Liebe zur burgundischen Königstochter Kriemhild wird UNESCO-Weltdokumentenerbe. Den Beschluss traf das Internationale Komitee des Programms "Memory of the World" (Gedächtnis der Welt), wie die Deutsche UNESCO-Kommission am Donnerstag in Bonn berichtete. Das Nibelungenlied gilt als herausragendes Beispiel der europäischen Heldenepik - vergleichbar mit der griechischen Troja-Sage.

Das UNESCO-Register wird die drei wichtigsten und vollständigsten Handschriften des Nibelungenlieds listen. Sie werden in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, in der Bayerischen Staatsbibliothek in München und in der Bibliothek des Klosters St. Gallen (Schweiz) aufbewahrt. Das Nibelungenlied wurde um 1200 im Auftrag des Passauer Bischofs Wolfger von Erla von einem unbekannten Dichter auf Basis vorwiegend mündlicher Überlieferungen niedergeschrieben. Es besteht aus etwa 2.400 Strophen. Historischer Hintergrund ist der Sieg der Hunnen über die Burgunder im Jahr 436 nach Christus.

Die Heldendichtung aus der mittelhochdeutschen Literatur war der Deutschen Kommission zufolge im 16. Jahrhundert in Vergessenheit geraten. Die moderne Rezeption begann demnach erst wieder im Jahr 1755, als eine der Handschriften des Nibelungenlieds in Schloss Hohenems im österreichischen Vorarlberg wiederentdeckt wurde.

Im 19. Jahrhundert hatte das Nibelungenlied schließlich große Bedeutung als nationales Epos: Richard Wagner brachte es in seinem Musikdrama "Ring des Nibelungen" auf die Opernbühne. Das Epos wurde den Angaben zufolge mehrfach verfilmt, erstmals im Stummfilm von Fritz Lang in den Jahren 1922 bis 1924.

"Schatzkammer" der Geistesgeschichte

Das Dokumenterbe gilt als "Schatzkammer" der Geistesgeschichte der Menschheit und soll die wichtigsten Dokumente der Weltkultur enthalten. Kern des UNESCO-Programms ist es, die Dokumente digital aufzubereiten und sie über das Internet öffentlich zu machen. Dafür kooperieren Museen, Bibliotheken und Archive weltweit.

Die Karlsruher Handschrift C gilt als die älteste der erhaltenen Handschriften aus dem 13. Jahrhundert. Die Landesbank Baden-Württemberg hatte sie 2001 vom Adelshaus Fürstenberg in Donaueschingen erworben und der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe übergeben. Dort wird sie in einem Tresor geschützt, eine Kopie ist ausgestellt.

Die Entscheidung des internationalen Komitees für die Aufnahme des Nibelungenlieds wurde auf deutschen Vorschlag auf einer Tagung in Bridgetown (Barbados) getroffen. Sie muss vom UNESCO-Generaldirektor formal noch bestätigt werden. (red/APA)